Das Land, welches nicht ist

In dem Buch Auf der Karte Europas ein Fleck, einer Sammlung mit Gedichten der osteuropäischen Avantgarde Anfang des 20. Jahrhunderts, habe ich ein richtig sehnsüchtiges Gedicht gefunden. Endlich kommt mal wieder eine Lyrikerin zum Zug, Edith Södergran. Das erinnert uns an den Beitrag über Else Lasker-Schüler.

Über Edith Södergrans Leben schreibe ich einfach aus dem Anhang dieses wunderbaren Buche ab (herausgegeben von Manfred Peter Hein, Ammann-Verlag Zürich, 1991): »geb. 1892 Petersburg, gest. 1923 Raivola (heute SU); besuchte bis 1908 die deutsche Hauptschule in Petersburg, schrieb erste Gedichte in Deutsch; erkrankte 1908 an Lungen-Tbc; Kuraufenthalte in verschiedenen Ländern. Literarisches Debüt 1916; lebte seit 1917 in Raivola. Poetische Werke: Dikter (1916, Gedichte), Septemberlyran (1918, Septemberlyra), Rosenaltaret (1919, Der Rosenaltar), Framtidens skugga (1920, Schatten der Zukunft), Landet som icke är (1925, Das Land, welches nicht ist). Sie schrieb auf Finnlandschwedisch.«  

Aus diesem letzten Band, nach ihrem Tod erschienen, nun das Titelgedicht. Übersetzt hat es die Nobelpreisträgerin Nelly Sachs. (Und die Illustration von Rolf Hannes.)  

Landet som icke är

Jag längtar till landet som icke är,
ty allting son mär, är jag trött att begära.
Månen berättar mig i silverne runor
Om landet som icke är.
Landet, där all vår önskan blir underbart uppfylld,
landet, där alla våra kedjor falla,
landet, där vi svalka vår sargade panna
i månens dagg.
Mitt liv var en het villa.
Men ett har jag funnit och ett har jag verklingen vunnit –
Vägen till landet som icke är. 

I landet som icke är
Där går min älskade med gnistrande krona.
Vem är min elskade? Natten är mörk
Och stjärnorna dallra till svar.
Vem är min elskade? Vad är hans namn?
Himlarna välva sig högre och högre,
och ett människobarn drunknar i endlösa dimmor
och vet intet svar.
Men ätt människobarn är ingenting annat ät visshet
Och det sträcker ut sina armar högre än alla himlar.
Och det kommer ett svar: Jag är den du älskar och alltid skall älska.


 

Das Land, welches nicht ist 

Ich sehne mich nach dem Land, welches nicht ist,
denn alles, was ist, bin ich müd zu begehren.
Der Mond berichtet mir in silbernen Runen
Von dem Land, welches nicht ist.
Das Land, wo alle unsere Wünsche wunderbar erfüllt werden,
das Land, wo alle unsere Ketten fallen,
das Land, wo wir unsere zerfleischten Stirnen kühlen
im Tau des Monds.
Mein Leben war ein heißer Irrtum,
Aber eines habe ich gefunden und eines habe ich wirklich gewonnen −
den Weg zu dem Land, welches nicht ist.  

Im Land, welches nicht ist,
da geht mein Geliebter mit der leuchtenden Krone.
Wer ist mein Geliebter? Die Nacht ist dunkel,
und die Sterne zittern Antwort.
Wer ist mein Geliebter? Wie ist sein Name?
Die Himmel wölben sich höher und höher,
und ein Menschenkind ertrinkt im endlosen Nebel
und weiß keine Antwort.
Aber ein Menschenkind ist nichts anderes als die Gewissheit.
Und es streckt seine Arme aus höher als alle Himmel.
Und es kommt eine Antwort: ich bin der, den du liebst und den du immer lieben wirst. 

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