TestpilotInnen (74): Raymond Kinman

Ray Kinman machte seine unfreiwillige Reise ins Jenseits als 9-Jähriger, vor nunmehr fast 60 Jahren, und trotzdem hat er sie nie vergessen. Vor über einem Jahr erzählte er davon vor Anthony Chenes Kamera, und er tat es präzise und einfallsreich und ließ uns nie vergessen, dass unsere Sprache nicht dazu geschaffen ist, aus Welten ohne Raum und Zeit zu berichten.

Seinen späteren Werdegang hat Raymond Kinman nicht genau geschildert. Er spielte Jahrzehnte den Bass in Rockbands, ist als Holzschnitzer mit Disney-Motiven tätig und malt. Ein Künstler. Damals, 1966, war er 9 Jahre alt (wie ich; und ich dachte, als ich ihn sah mit Hut und längeren Haaren und Schmuck am Hals: ein Freak. Wie ich. Ein brother.). Ein Schulfreund warf ihn mit einem Judo-Griff zu Boden, so dass er hart mit dem Kopf aufprallte. Seine Erinnerung:

Zeit und Raum verschwanden. Da war ein Leere. Es war ein allmähliches Sich-Entwickeln des JETZT. Es gab keine Vergangenheit, und ich hatte keinen Bezugspunkt, um zu wissen, wer ich war. Erst als ich loszulassen begann, kamen die schönen Empfindungen, Friede, Ruhe, höchste Seligkeit. Es war so schön. Ein weißer Punkt tauchte auf, ich wusste, zu ihm müsste ich gehen, er wurde dann größer und noch schöner: Das Licht saugte mich auf. Ich war das weiße Licht. Es war unendliche Liebe, so perfekt und vollständig, eine Welle perfekter Liebe nach der anderen ging über mich hinweg. 

Dann tauchte als schwebender Geist sein Hund Skippy auf, der einige Jahre zuvor gestorben war. Sie kommunizierten telepathisch, versicherten einander ihrer Liebe, wurden ein einziges Wesen. Ein Geist tauchte auf und versorgte den kleinen Ray mit Informationen, es war ein richtiger Download. Plötzlich wusste er, wozu alles diente, er verstand alles. Doch es sei nicht neu für ihn gewesen, meinte Ray: eher wie ein Sich-Erinnern.

Das weiße Licht war lebendig, war lebende Liebe. Ich war dann ein Punkt aus Licht mit anderen Millionen, die alle untereinander verbunden waren. Da war Musik, und wir atmeten und sangen einander zu, es war Anbetung: Wir lieben dich!

Seine Geschichte kam nicht gut an. Rays Mutter holte den Priester, der ihn davon zu überzeugen versuchte, das sei ein Schachzug Satans gewesen. Von Satan? Da musste der Kleine sicher grinsen. Er sprach 20 Jahre nicht mehr über sein Erlebnis.

Mir wurde gezeigt, wer ich wirklich bin. Was ich wirklich bin, ist eine großartige, mächtige all-liebende Manifestation des Göttlichen. Das ist es, was wir alle wirklich sind. Raymond ist meine Geschichte. Raymond ist das Ego. Geht die Geschichte weiter? Ich bin, der ich bin, sagte Gott im Alten Testament. … Alles geschieht JETZT. Der gegenwärtige Moment erschafft die Vergangenheit. Manchmal vergesse ich mich, dann spiele ich die Leere zwischen den Noten, denn es gibt die Noten und die Leere dazwischen. Ich bin, der ich bin.    

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