TestpilotInnen (75): Flatliners

Von dem US-Film Flatliners hatte ich schon oft gehört, ihn aber nie gesehen. Er wurde 1990 von Joel Schumacher gedreht. Nun ergab sich die Möglichkeit, ein US-Remake von 2017 anzuschauen, und nun weiß ich mehr. Der Film hat eine gutgemeinte Botschaft, verfälscht aber die Nahtod-Erfahrungen; der Schaden ist größer als der Nutzen. Analysieren wir die Flatliners!

In dem Werk von 1990 (Kinoplakat links) spielen Kiefer Sutherland und Julia Roberts mit. Plötzlich wusste ich auch, weshalb mir der leitende Azt im Remake von 2017 bekannt vorkam: wieder Sutherland! Der Regisseur der Neuausgabe war Niels Arden Oplev. Man hat das Script nur wenig verändert. Die Hauptrolle 2017 spielte Ellen Page, die sich drei Jahre später in Elliot Page verwandelte, weil sie erkannte, transgender zu sein. Sowas!

Ein paar Medizinstudenten wollen die Nahtod-Erfahrung simulieren, stoppen das Herz eines Teilnehmers und reanimieren ihn zwei Minuten später wieder. Alle fünf unterziehen sich der Prozedur, und für alle wird es unschön: Sie fühlen sich von Szenen und einem Menschen verfolgt, dem sie Unrecht getan haben. Das ist das übliche Horror-Szenarium mit Wind, einem böse dreinblickenden Geist und schrecklicher Angst. Irgendwann kommen die Studenten zu dem Schluss, sie müssten ihre Vergangenheit bereinigen und mit denen Frieden schließen, die sie schlecht behandelt haben. Dann wird alles gut.

Es sind ja alles Projektionen aus der Vergangenheit der Protagonisten, doch im Film lässt sich das schlecht darstellen. Da ist ganz real ein böser Geist da, der sich anscheinend rächen will. Dass etwas in der Innenwelt eines Menschen geschieht, ist kaum abbildbar; das fast handgreifliche Auftreten des Verfolgers drängt sich so vor, dass man ihn für wirklich nimmt. Größter Einwand: Nichts Schönes erleben die Studenten, nur Grässliches. Es gibt durchaus höllische Nahtod-Erfahrungen, doch sind sie extrem selten. Mag sein, dass eine bewusst herbeigeführte Nahtod-Erfahrung anders ausfällt als eine »echte«, doch die positiven Elemente einfach zu ignorieren, ist manipulativ.

Vielleicht wollten die Produzenten verhindern, dass Menschen das Experiment der Studenten nachahmen; vielleicht war der Druck der Scientific Community zu stark. Die angeblich schlimmen Taten der Studenten waren harmlos; sie hatten niemanden umgebracht und niemanden gefoltert, was sollten diese jungen Leute von Dingen ihrer Vergangenheit bedrängt werden? Nun gut, vergebt euch und holt euch Vergebung, das kann nicht schaden. Es sind eben Filme aus den Vereinigten Staaten mit dem üblichen Muster: Horror-Szenen, ein bißchen Liebelei, zwei Mal Sex und am Ende allgemeine Versöhnung und Lebensfreude. Die Flatliners bleiben damit im Diesseits hängen.

Man kann den Film und sein Remake getrost ignorieren, haben wir doch Tausende authentische Berichte, die wir uns nur anschauen müssen. Ich selber habe vielleicht 300 Berichte gesehen und kenne den Mechanismus.

Erst das liebende Licht und die Seligkeit, dann Aufenthalt auf einer Wiese oder in einer fiktiven Stadt, schließlich der Lebensrückblick, in dem man mitfühlt, was die anderen empfunden haben. Dabei überkommt viele Scham und Trauer. Aber dann ist es wieder vorbei. Niemand wird verurteilt, allenfalls wird die Botschaft übermittelt: Du hättest alles besser machen können. Sie gehen ja wieder zurück und haben die Chancen, sich zu bessern, und fast alle nutzen sie.

 

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