TestpilotInnen (88): Tammy Lee Anderson (2)
Heilerin war Tammy Lee Anderson schon länger. Dann wollte sie Medium werden und mit dem Unsichtbaren kommunizieren. Man bekomme Bilder und müsse zu ihnen Vertrauen haben; doch Dinge aus der Zukunft gebe sie nicht weiter. Das werde nur zu einer Belastung.
Einmal jedoch machte sie eine Ausnahme:
Der Großvater einer Klientin sagte, er werde in den nächsten 48 Stunden eine Rotte schwarzer Vögel auftuachen lassen als Zeugnis seiner Liebe. Die Klientin nahm es zur Kenntnis. Und dann erzählte sie mir, exakt 24 Stunden danach sei dieser Schwarm vor ihrem Auto erschienen.
Die Medienschaft ist für mich wie die Kampfkünste. Aikkido ist ein Weg der Harmonie. Man führt die Energie zusammen und harmonisiert sie, und dann folgt man ihr, und zwei werden eins und dann wieder zwei. Aikido ist der Flow. Kein Ego, nur Liebe und Mitgefühl. Medienschaft und Aikido sind Künste des Friedens. Du trittst beiseite, lässt die Energie fließen, und Heilung vollzieht sich. Als Medium darf ich nicht im Weg stehen. Das Ich darf nicht stören.
Wer bin ich? Ich habe eine Verbindung mit dem Heilen, mit den Menschen, mit der Liebe. Eines Tages werden wir alles verlieren, was wir haben – außer Liebe, Freundschaft, Frieden. Das ist der Stoff, der ewig ist. Wir schieben die Grenzen der Liebe und der Schöpfung immer weiter hinaus. Wir sind das Universum. Jeder einzelne ist wichtig.
Das soll der Begründer von Aikido, Ueshiba Morihei (1882-1969) gesagt haben: »Ich bin das Universum.«
Tammy machte diese Erfahrung selbst. Sie erlebte eine mystische Entrückung. Sie meditierte 10 Tage lang jeweils zehn Stunden, eine harte und auch gefährliche Übung. Irgendwann kam, was Gareth Duignam im Fitness-Studio erlebte:
Ich war alles. Ich war das Universum. Wir sind Teil von allem. Als Menschen leben wir das alles in einem Blitz (in a flash). Es ist real. Das Ich fällt weg. Wenn wir »jetzt« sagen, ist das eine ewige Zeit (in diesem Experiment).
Ich dachte da an einen Spruch der Rockmusikerin Jenny Boyd, die sagte, der Künstler erlebe den Höhepunkt, wenn er sich total im Hier und Jetzt befinde – in der Ewigkeit mithin – und sich gleichzeitig öffne: »Das Resultat können Songs sein, die scheinbar aus dem Nirgendwo kommen.«
»In der Ewigkeit mithin« ist das Stichwort. Im Flow sein. Aus der Zeit gehoben, sich anvertrauend einer größeren Kraft, die aus dem Universum kommt. Sie hat immer recht. Aber absichtslos muss man sein, man darf es nicht anstreben noch an Erfolg denken. Das Glücken wird einem geschenkt und wird nur wenige Minuten alt; wie auch das Glück. Dieser spirituelle Aspekt des Flows im Sport ist natürlich kaschiert worden, weil er in der materiellen Gesellschaft nicht gern gesehen ist. Ich habe das in meinem Buch Magischer Sport abgehandelt, doch vielleicht nicht deutlich genug.
Tammy Lee Anderson meinte noch:
Konzentrier dich immer wieder auf die Liebe, denk an sie zurück. Wir testen die Liebe bis an ihre Grenzen aus. Und wir müssen zur Grundlage zurückkehren, zur Quelle. Die Zukunft ist Liebe und Hoffnung.
Bild oben rechts: Japan, zwischen 1800 und 1850. Ein Mönch, gesehen von hinten. Dank an die Library of Congress, Wash. D. C.