Sein letztes Interview
Der deutsche Nationalfeiertag interessiert uns heute weniger, da ich (schon im Februar) das letzte Interview von Tom Petty entdeckte. Randy Lewis von der Los Angeles Times ließ ihn in seinem Haus in Malibu eine Stunde erzählen. Das war am 27. September 2017, 5 Tage vor Pettys Tod. Er war ein »Geschenk an die Welt«, meinten Kommentatoren; er fehlt uns auch heute noch.
Ich geb einfach ein paar Aussagen wieder. Das Interview ist auf Youtube verfügbar, doch es gibt nur die Tonspur.
Jeder Tag mit der Band war ein Vergnügen. Sie waren so unglaublich (ridiculously) gute Musiker. Wir mussten uns nichts erkämpfen. Bei der Musik geht’s nicht um das Instrument, sondern um dessen Behandlung. (It’s not the tool, it’s the touch.) Oft waren wir von Freude überschwemmt (overloaded with joy), es war wirklich süß, als wenn dich jemand umarmt. Dennoch war es eine lange, lange Fahrt und eine Menge harter Arbeit.
Tom Petty kam aus Florida und hat diesen schönen, gedehnten Südstaaten-Akzent. Ein Kommentator bemerkte allerdings, Tom spreche extrem langsam, vielleicht liege es an den Mitteln, die er eingenommen habe?
Wenn ich kein Projekt vor mir habe, fühle ich ich irgendwie abgehängt (not connected). Ich gehe gerne hinaus und möchte eine Aufgabe (purpose) haben. Die »Heartbreakers« umgibt etwas Heiliges … Es war fast wie eine Religion, und es steckte etwas Größeres dahinter: Leute bewegen, die Welt besser machen. Diese Band ist nun größer als seine Mitglieder, und es ist eine Verantwortung.
Ich glaube an den Rock and Roll. Ich habe miterlebt, wie er sich umgebracht, wie er sich selber mit dem Geld umgebracht hat. Das war schmerzlich. Ich sah es auch schon seit langem kommen, noch bevor es eintrat. In meinem Herzen wusste und sah ich, dass sie falsch handelten. Wir sind doch auf einer Mission, um Gutes zu bewirken. Du musst vermeiden, das Spiel des Showbusiness zu spielen; du kannst nicht etwas vortäuschen und meinen, damit durchkommen zu können. (…)
Dieses Jahr (2017) ist für uns alle ein wundervolles Jahr gewesen. Es war das Schulterklopfen, das wir früher nie bekommen hatten. Die Tour war absolut perfekt, und wir hatten so viel Spaß, die Band spielte exakt, und die Zuschauer waren großartig. Wir von der Band reden die ganze Zeit, das hält uns zusammen. Es kann nicht jeder in seiner Welt leben, und dann kommen alle plötzlich auf der Bühne zusammen. Schwer ist es, nicht immer ans Geld zu denken, wir haben das am Anfang hingekriegt, und wenn du berühmt bist, ist es schwer, die Füße auf dem Boden zu behalten, sich nicht zu isolieren.
Heute kommt zu einem Fototermin mit einem jungen Künstler gleich einer mit Klamotten. Wir hätten nur darüber gelacht! Wir sind, die wir sind! Es ist halt Arbeit. Gib immer dein Bestes, und du wirst durchkommen. Ich hätte das, was ich tue, ohnehin gemacht. Ich habe meine eigene Visioon von dem erschaffen, was ich wollte. Ich war auf einer Mission. (…)
Die Mission ist hier. Das Publikum ist nur zufrieden, wenn wir gut sind. Ich versuche ja nur, mich zufriedenzustellen, und ich muss dann bei jedem Song mich in diesen Charakter verwandeln. Nach der Show brauche ich dann lange, um mich zu beruhigen, manchmal klappt das erst gegen Morgengrauen. Adrenalin ist stark, es kann den Schmerz wegnehmen. Ich war vor den Proben gestürzt, es knackte (a crack). Überhaupt: die Musik. Sie half Menschen aus einem Koma, und andere wurden durch sie geheilt.
Morgen Teil 2
