Sein letztes Interview (2)
Was Tom Petty sagte, war nicht übermäßig originell, aber man hört es gern. Und man freut sich, dass es so einen gab, der einer von uns, einen Working Class Hero, einen Arbeiter auf der Bühne (wie Springsteen), einen mit einer Mission. Wie Bourdain war er ein Medienheld, den man gern zum Freund gehabt hätte und den man vermisste wie einen Freund, den man gehabt hatte. Tom hätte nichts für MAGA übrig gehabt.
Petty schien immer noch begeistert, auch nach 40 Jahren mit den Heartbreakers.
Die Magie ist bei uns immer noch da. Du versuchst eben andauernd, dich zu amüsieren. Im Studio sagen wir sogar manchmal, ach, das klingt ja wie wir, das klingt zu sehr nach den Heartbreakers! Weg damit! Unsere erste Platte damals war ungewöhnlich, so eine Mischung gab es sonst nirgends. Trotzdem ist Perfektion schwer zu haben. Ich kann mich nicht erinnern, je das Studio mit dem Gedanken verlassen zu haben, dass wir heute perfekt waren. Ich will das jedenfalls immer noch machen.
Wenn allerdings einer von uns sich verabschieden würde, sterben würde, Gott bewahre, dann würden wir aufhören … Mich hält dies alles jung.
Fünf Tage später fand man Tom Petty ohnmächtig in seinem Haus. In der Klinik hatte er zwar noch Puls, aber keine Hirntätigkeit mehr. Am Abend kam der Tod. Randy Lewis schrieb als ersten Satz seines Artikels am 4. Oktober: »Das ist nicht der Artikel über Tom Petty, den ich vorgehabt hatte zu schreiben.« In seinem Artikel in der Los Angeles Times ein Jahr später formulierte Lewis in der Überschrift, der Tod des Musikers erinnere alternde Kollegen an die Schattenseiten des Tourneelebens.
Petty damals weiter:
Ich habe immer gesagt: Ich werde nicht krank. Einmal hatte ich Bronchitis, und ein paar Tage später ging sie weg. Auf der Tournee, da bist du vorsichtig, sprichst nicht zuviel und achtest auf dich. Manchmal hat man auch Heiserkeit, das muss man vermeiden. Doch kürzlich kam ich heim und konnte nicht mehr laufen. Einmal sagte der Arzt: Letzten Endes sind Sie doch menschlich.
Gestern erst bin ich heimgekommen. Während der Auftritte im Hollywood Bowl war ich im Hotel, ich wollte nicht hierher, zu Hause ist man zu sehr abgelenkt, und die Fahrt zum Konzert ist lang. Und jetzt bin ich hier … Ich weiß nicht genau, was ich machen werde. Ich werde mir ein wenig Zeit nehmen, um wieder den Kopf frei zu bekommen. Es gibt ein paar Dinge zu tun, und ich muss mich um diesen Knochen kümmern (the crack). (Er lachte.) Vielleicht brauche ich einen Ersatz, eine Operation. Man wird sehen. Nächstes Jahr spielen wir vielleicht unbekannte Songs von Wildflower 2. Ah, es ist einzigartig, eine Band zu haben, bei der sich alle so gut und so lange kennen.
Bei der Autopsie wurden in Pettys Blut folgende Substanzen gefunden: die Opioide Fentanyl, Oxycodon, Acetyl-Fentanyl und Despropionyl; die Sedative Temazepan und Alprazolam sowie das Antidepressivum Citalopram. Todesursache war »Multiorganversagen nach Wiederbelebung bei Herz- und Atemstillstand, bedingt durch Mischung von Giftstoffen in Drogen«. Der Tod trat durch einen Unfall ein. Tom Petty litt auch unter einer Sklerose der Herzkranzgefäße und einem Lungenemphysem.
Seine Frau gab bekannt, am Tag seines Todes habe er erfahren, dass seine Hüfte gebrochen war. Vielleicht seien die Schmerzen unerträglich gewesen. Sie wolle dies bekanntgeben, um in der Opiodkrise auf die amerikanische Öffentlichkeit einzuwirken.
Die Opioidkrise behandeln wir morgen.
