Die Trinität Ägyptens

Wir bleiben im alten Ägypten. Ich habe ja alles schon einmal gewusst und verlernt, lese es jetzt wieder und bin überrascht. Aber vielleicht drängen sich mir jetzt andere Themen auf, die ich vor 10 oder 20 Jahen einfach überlesen habe. Die Hindus kannten mit Brahman, Vishnu und Shiva eine hohe Trinität, und die alten Ägypter 3000 vor Christus desgleichen.  

In dem Buch Hieroglyphen lesen von Hilary Wilson (dtv, 1999 deutsch) steht auf Seite 85:

In einem Hymnus auf Theben wird die Bedeutung der drei religiösen Zentren Heliopolis, Memphis und Theben unter Berufung auf die Hauptgottheiten bekräftigt.

»All die Götter sind nur drei: Amun, Re und Ptah, und keiner ist wie sie. Verborgen ist er, der Amun genannt wird. Re ist Teil von ihm als sein Gesicht, und Ptah ist sein Leib. Ihre Städte bestehen ewig auf Erden fort, Theben, Heliopolis und Memphis immerdar. Es gibt nur ihn, Amun, Re und Ptah sind drei zusammen in einem.«

Das erinnert an die christliche Lehre, und Indien und Ägypten sind nicht so weit entfernt von Galiläa. Die Trinität hatte also Vorläufer. Amun, der Verborgene, entspricht Gottvater, Re dem Heiligen Geist und Ptah Jesus Christus. Um 630 wollte ein Bischof Jesus seine menschlichen Züge absprechen, er sollte nur Gott sein, doch da legte die Kirche Einspruch ein und verdammte ihn als Ketzer. Gott sollte Leib geworden, sollte herabgestiegen sein, damit er den Menschen nicht so fern wäre.

Die Vielzahl der Götter ging irgendwie auf die Griechen über, die ihre Großfamilie auf den Olymp verpflanzten. Wilson erklärt uns:

Der Sonnengott  wurde in Heliopolis als Oberhaupt einer Familie von neun Göttern verehrt, die als »Große Neunheit« bezeichnet wird. Re, der oft mit Atum, einem älteren Sonnegott, zu Re-Atum verbunden wird, war der von sich selbst erschaffene Schöpfer. Seine Kinder Schu, der Gott der Luft, und Tefnut, die Göttin des Feuchten, waren die Eltern von Geb, dem Gott der Erde, und Nut, der Göttin des Himmels. Vervollständigt wurde die Neunheit durch die vier Kinder der Nut, die Götter Osiris und Seth und ihre Schwestern Isis und Nephthis.  

Die erwähnten Maat und Thot kamen später hinzu. Die Griechen ließen ihrer Phantasie freien Lauf, die Römer gaben deren Göttinnen und Götter andere Namen, doch da wurde es schon dekadent. Als das Römische Reich zerfiel, trat das Christentum seine Nachfolge an, und dann wude es streng und wenig familiär. Dann kam auch noch der Islam mit seinem einen Gott, und diesen beiden Glaubensrichtungen hängt nun ein Drittel der Menschheit an.

 

 

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