Der Körper hilft der Seele

Vielleicht liegt die Zukunft von manipogo darin, nur noch Zitate aus Büchern anzubieten, ohne sie groß zu kommentieren; sie sprechen für sich, wenn sie gut sind. In ihrem Buch Die Wolfsfrau setzt sich Clarissa Pinkola Estés für den Körper ein, der ja oft genug verteufelt wurde. Und wenn er der Seele Impulse gäbe? Was sind wir ohne Körper?

Das ist einmal eine oft vergessene Betrachtungsweise. Die Autorin schreibt:

Manche sagen, dass die Seele den Körper mit Informationen versorgt. Aber wie wäre es, wenn wir uns jetzt einen Moment vorstellen, dass der Körper die Seele informiert und ihr bei der Bewältigung des irdischen Daseins behilflich ist? Ist es nicht ebenso einleuchtend, dass der Körper sinnliche Informationen für die Seee sammelt und ihr dann den Federhalter reicht, damit sie unseren Lebensweg unter Berücksichtigung dieser Informationen vorzeichnen kann? Wie, wenn man den Körper als ein Gottwesen begreift, als einen Lehrer, Mentor, einen Seelenführer? Ist es dann noch ratsam, diesen Lehrer, der uns so viel geben und mitteilen kann, ein Leben lang zu züchtigen? Können wir dann noch zulassen, dass andere unseren Körper verdammen, verhöhnen und seine vermeintlichen Mängel verkünden? (…)

(Der Körper) ist dazu da, uns zu schützen, zu unterstützen, dem Geist und der Seele eine irdische Form zu verleihen und uns mit Gefühlen zu erfüllen – der Nahrung jeder Psyche. Er ist dazu da, uns zu bewegen, uns Substanz und Gewicht zu verleihen. Er ist kein Fleischklumpen, den wir hinter uns lassen müssen, um uns auf geistige Höhenflüge begeben zu können. Im Gegenteil, der Körper ist der fliegende Teppich, der uns solche Erfahrungen der Grenzüberschreitung überhaupt erst möglich macht. Er ist die Abschussrampe und die Rakete zugleich, durch deren Sichtfenster die Seele in Welträume blickt  und ihre Schönheit und Größe bestaunt. 

(Die Wolfsfrau, Wilhelm Heyne Verlag München 1993, S. 220)

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