Die Weltlage. Was tun?
Ich hatte vor einer Woche mit dem Rad wegfahren wollen, kam aber nicht fort. Das Wetter sah schlecht aus. Dann hab ich’s bereut, aber was war los? Meine Radtouren in den letzten Jahren waren nicht besonders schön; wollte mich jemand zurückhalten? Warum so wenig Energie? Etwas Anderes kam mir später in den Sinn: die Weltlage. Ich hatte mich auch ein wenig von ihr runterziehen lassen.
Seit Trump im Amt ist, gebe ich in mein Smartphone am Morgen »Trump« ein. First thing in the morning. Es war wie eine Sucht; hoffentlich habe ich das abstellen können, eine Radtour dient auch dazu, eingefahrene Verhaltensweisen zu ändern, das Denken umzupolen, weil man von der Realität direkt vor einem gefordert ist.
Vor meinem zweiten Versuch zog ich nach dreimaligem Ziehen eine Tarot-Karte: Es kam die Acht der Stäbe. Elektrizität, Scnelligkeit, neue Dynamik! Das klang gut. Die Karte sagt, was sein wird, doch was sein wird, geschieht nicht ohne mich. Wenn ich sitzenbleibe, wird sich keine Dynamik einstellen. So ist die Tarot-Karte zum einen eine Vorhersage, zum andern aber auch ein Appell: Mach mit! – Oder vergiss es.
Aber die Gedanken über die Welt waren in mir drin. Gaza, die Ukraine, Trump. Millionen Menschen hungern, und die Industriestaaten ordern Rüstungsgüter. Und diese Güter kosten Milliarden. Millionen hungern in den Flüchtlingslagern und im Gaza-Streifen, und die Politiker ignorieren das. Sie wollen den Bürgern keine »Opfer« zumuten, darum geschieht auch gegen den Klimawandel nichts. Aber stellt euch 100.000 Menschen in einem Lager in Uganda vor und denkt euch außerhalb einen silberglänzenden Jagdflieger, der mit Extras und Wartung 100 Millionen kosten kann. Das wären 1000 Euro für jeden Flüchtling, damit könnten sie sicher zwei Jahre lang Essen bekommen.
Nicht nur im Westen und in den USA will man aufrüsten, sogar Algerien und Marokko liefern sich ein Wettrüsten, wie Qantara schreibt. Marokko kauft F-16-Flugzeuge, Algerien im Gegenzug russische Maschinen. Wozu? Können sich Nachbarn nicht vertragen? Und was das kostet! An die Armen im Land denkt niemand. Wir sollten Frieden schaffen ohne Waffen, und wir wollen eine Welt ohne Hunger, denn das Geld ist da, zur Genüge. Wenn 90 Prozent der Menschen diesen Wunsch hätten, würde sich etwas ändern. (Weil doch das Mantra des Bürgers lautet: Wir können sowieso nichts ändern.) Dann würde man die Kriegstreiber nicht wählen, diese Stimmung würde sich überall verbreiten, und die Politiker müssten sich ihr beugen. Doch der Mensch ist überwiegend egoistisch und ignorant.
Die einen nehmen Milliarden ein, die anderen hungern. Der eine mietet Venedig und feiert Hochzeit, der andere rüstet Raketen zum Mars aus, die regelmäßig abstürzen. So verballert er Millionen. Und Millionen Menschen sind uf der Flucht und hungern. Man kann dies alles nur beobachten und sich sagen: Finde dich damit ab; es wird ohnehin ein schlimmes Ende nehmen. Schau dir keine Nachrichten an, lies keine Artikel mehr. Es hat keinen Sinn. So schlimm wie derzeit war es lange nicht mehr.
Schau in 500 Jahren mal wieder vorbei, vielleicht ist die Menschheit (oder das, was von ihr noch übrig geblieben ist) dann irgendwie zusammengewachsen, ist sich freundschaftlich verbunden. Unsere TestpilotInnen haben gelernt: Unsere Isolation ist Illusion. Wir gehören zusammen. Wir sind eine Familie. Die von Zeta Reticuli haben das verwirklicht, wenn man dem Australier, der die Leute von dort channelt, glauben will. Auf der Erde wird es vielleicht noch 1000 Jahre dauern. Oder 2000 Jahre.
Es gibt keine andere Lösung, als im kleinen Kreis seine Ansichten zu vertreten und trotz allem optimistisch und mitfühlend zu sein. Kein Mensch in unserer Nähe soll leiden! Vergessen wir nicht, dass es viele gute und gutwillige Menschen gibt, und ihnen schließen wir uns an. Wir sind auf der Seite der Armen, der Unbequemen, der Ratlosen. Alles wird gut, keine Sorge. Aber eben nicht gleich.