Das Normgrab

Zwei Beiträge über Nürnberg, das ich mit meiner Mutter besuchte nach einer ersten Visite ein Vierteljahrhundert zuvor. Als Oberbayer sieht man ja keine Veranlassung, unbedingt ins Fränkische zu reisen, aber das ist dumm. Zunächst: die schönen alten Friedhöfe St. Rochus und St. Johannis, beide etwas westlich außerhalb der Stadtmauern gelesen.

1522 gab es einer Erlass der Stadt: Nur mehr liegende und gleich große Gräber aus Sandstein mit ebensolchen Platten darauf durften verwendet werden. Diese Gräber stehen eng aneinander auf Sandboden, es sind Tausende, und zwischen ihnen ist nur je ein halber Meter Platz.

 

Auf sie hat man Bronzeplatten mit den Inschriften und auch mit Symbolen (wenn der Verstorbene Handwerker war) angebracht sowie als Schmuck Rosenstöcke. Es gibt verbindliche Regeln auf diesen beiden Friedhöfen: Die Platten dürfen nicht gereinigt und nur von Fachleuten restauriert werden, und das trifft auch auf die Inschriften zu, die »Epitaphien«. Sie sind wunderschön anzusehen, wenn sie aus dem 16. Jahrhundert stammen. Albrecht Dürer starb 1528, und seine Nachkommen mussten sich auch an die Regeln halten. Etwas seltsam ist es schon, dass in der Stadt überall Dürer gehuldigt wird, aber kein Schild deutlich auf sein Grab hinweist. Es ist Nummer 469 (eingeritzt in den Stein) inmitten vieler anderer Gräber auf dem St. Johannis-Kirchhof, und ich habe es gefunden.

 

Die Friedhöfe sind wie blühende Gärten, und doch wirken sie wild und fremd: Grab neben Grab auf Sand. Noch ein Blick auf St. Rochus mit Engel (der Autor).

 

Schön sind die wenigen Statuen, die schreibende oder trauernde Grazien vorstellen.

 

 

  

Ein Kommentar zu “Das Normgrab”

  1. Renate Frank

    Lieber Manni,
    es ist eindeutig von ästhetischem Vorteil, wenn man den Leuten nicht erlaubt, auf einem Grab einen ambitionierten Kleingarten anzulegen! Obwohl ich ja lange im Fränkischen gelebt habe, war ich noch nie auf diesen Friedhöfen. Das muss ich wohl nachholen…
    viele Grüße von Renate