Scheherazade hilft

Stationen ist ein sehenswertes 14-tägiges Magazin des bayerischen Fernsehens (BR) über Glauben und Leben, moderiert von Michael Mandlik, der vor über drei Jahrezehnten als junger Mann mit mir in einer Klasse der Deutschen Journalistenschule saß. Heute Abend um 19 Uhr läuft es wieder. Vor zwei Wochen fiel mir der Beitrag über Scheherazade auf. Er verdient eine Vertiefung.

Anfang Oktober vergangenen Jahres hatte ich über den Mord an Banaz geschrieben, einem kudischen Mädchen aus London. Es sollte verheiratet werden, flüchtete und wurde vom Vater und vier Onkels ermordet. Auch in Deutschland sind Mädchen von der Zwangsheirat bedroht. Bei den Stationen wurde der Verein Scheherazade hilft vorgestellt, und zu Wort kam Zaara, die vor neun Jahren ihre Familie verließ, aber immer noch Angst hat. Auch sie wurde halbtot geschlagen, hielt aber noch eine Weile aus, denn wer fortgehe, sagte sie, sei verloren, habe die Ehre der Familie zerstört. Erst das Angebot von Scheherazade gab ihr den Mut zu einem Neuanfang.   

Frau in den Rifkabylen (Algerien)

Scheherazade ist ja das kluge Mädchen aus Tausendundeiner Nacht, das dem Sultan, der jede Frau, die bei ihm ist, köpfen lässt, unablässig Geschichten erzählt, bis er von seinen Untaten ablässt und sie ehelicht. Die Erzählerin rettete durch ihre Geschichten vielen Unschuldigen das Leben, und den Sultan zu heiraten, war dann nur konsequent und gewiss kein Opfer.

Eine Lehrerin erzählte in dem Beitrag etwas anderes: von einer Schülerin, die angab, sie müsse in die Türkei, müsse ihren Cousin heiraten, es gehe nicht anders. Die Aktion Scheherazade hilft hat Zimmer in einer Wohnung in einer bayerischen Stadt. Die Adresse bleibt anonym, und Sozialpädagoginnen beraten auf Deutsch, Englisch und Türkisch, um gemeinsam einen Weg in eine neues Leben für die Mädchen finden zu können.  

Im Jahr 2008, so heißt es in der Information auf der Website, meldeten sich 228 Mädchen allein in Bayern wegen einer drohenden Zwangsheirat bei den Behörden. Fast die Hälfte war zwischen 18 und 21 Jahren alt. Ein Drittel wurden mit Gewalt oder mit dem Tod bedroht. Das Projekt Scheherazade hilft begann im August 2012 (in dem Monat, in dem auch manipogo startete) und wird vom bayerischen Sozialministerium unterstützt.  

Die Hotline ist 0800 41 516 16, die E-Mail-Adresse kontakt@scheherazade-hilft.de.

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