Flugverkehr (19): Zeppeline in der Stadt

Das Neue Stadtmuseum in Landsberg am Lech muss für längere Zeit schließen, um die Brandschutzbestimmungen zu erfüllen. Die letzte Veranstaltung vorerst war am 31. Januar der Abschlussabend der Ausstellung Silber am Himmel: Martin Paulus (geboren 1961) hatte Zeppeline gemalt, und die oft kleinformatigen Bilder hingen verstreut unter den Objekten der Dauerausstellung.

Zeppeline sind großartig. Martin Paulus bekennt sich zu seiner Obsession und schrieb im Faltblatt zur Ausstellung, dessen Keim »wird wohl jene Erzählung meiner Großmutter sein: die sagenhafte Rundfahrt eines Knaben, meines Vaters, mit einem solchen Himmelsschiff über der Stadt Rom«. In Rom hatten seine Großeltern gelebt, angestellt bei der deutschen Botschaft vor und noch im Zweiten Weltkrieg.  

Zeppelin, anscheinend über Landsberg. Bild von Martin Paulus

Mir fiel ein, dass in meinem Hotel in Santa Marinella ein Poster hängt, das ein Luftschiff über Rom zeigt; unter ihm sieht man das Kolosseum, und auf dem Schiff steht die Werbung Goodyear. Das muss wohl nach dem Krieg gewesen sein. Auf manipogo habe ich noch nicht über Zeppeline geschrieben, allerdings 2007 in meiner Kolumne der Kritischen Ausgabe plus. Man muss von St. Gallen nur hinunterfahren zum Bodensee, Romanshorn, und die Fähre nach Friedrichshafen nehmen, und gleich am Hafen steht das Zeppelin-Museum.   

  

Auch in den vergangenen Jahren kreuzte immer ein weißer Zeppelin über dem See. Wo man an seinem Ufer saß, sah man ihn näherkommen und abdrehen, und das wird wohl heute noch so sein. Doch das gigantische Luftschiff, das fährt und nicht fliegt, ist heute nur mehr eine Touristenattraktion. Es war der Traum einer luxuriösen Reise durchs Luftmeer, und wie spektakulär war der Anblick dieser Riesen am Himmel! Jedoch erwies sich der Zeppelin als anfällig bei schlechtem Wetter, und wie die Dinosaurier musste er aussterben, da zu groß und seine Ballonhülle zu verletzlich. 

Eine Installation in der zu Ende gegangenen Ausstellung

Meditativ dahingleiten, einen Drink zu sich nehmen, die Welt sich von oben beschauen, – das war ein schöner Traum. Schon um 1800 hatte Jean Paul Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch geschrieben, dem ich auch irgendwann einmal einen Beitrag widmen muss. Natürlich dachte ich, als ich mir die Ausstellung in Landsberg ansah, auch an die Rockband Led Zeppelin, die neben King Crimson meine größte ist. 

Als die Band gegründet wurde, meinte ein Kollege von The Who, dieses Projekt werde wohl abstürzen wie ein bleierner Zeppelin, ein lead Zeppelin, und so kam es zu dem Namen. Eine Nachfahrin des Grafen Zeppelin versuchte sogar, gegen den Namen Einspruch einzulegen, scheiterte aber. 

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.