Alec Harris
Ich habe nun ja schon mehrmals Geschichten aus dem Buch Alec Harris verwendet, das ich übersetzt habe. Nun schien es fast fertig, ich las den ganzen Text (287 Seiten) ein letztes Mal durch: und wieder 15 kleine Fehler gefunden. Deprimierend. Aber es ist wohl geschafft. Und ich sah, dass Alec heute vor 40 Jahren gestorben ist.
Ende Februar/Anfang März findet in Zürich der Kongress Lebenskraft statt. Letztes Jahr gab’s da noch einen Tag über das Jenseits, wenn ich mich recht erinnere; dieses Jahr nicht. Eigentlich hatte ich da ein paar Bücher über Harrison-und Harris verkaufen wollen. Wo sonst?
Wenn ich Freunden über diese Materialisationen erzähle, kommt es mir selber komisch vor. Es ist ein Phänomen von außerhalb dieser Welt. Aber dann … ist es auch wieder eine ganz normale Geschichte, und Louie, die Autorin, erzählt das unspektakulär und so, als wär’s die gewöhnlichste Sache der Welt, dass sie bei ihren Séancen mit Geistern sprachen und diesen die Hand schüttelten und sie umarmten.
Louie & Alec HarrisIn anderen (erfundenen oder wahren) Geschichten passiert auch Ungeheuerliches, jemand wird Fußballstar oder Präsident, gründet eine Hilfsorganisation oder bekommt ein Kind, und ist das nicht ebenso wundersam wie die Geister? Und wenn man mit Verstorbenen spricht, kann das auch ganz normal werden; sie sind eben da, irgendwo, und sie wollen uns auch manchmal etwas sagen. Alec Harris, dieses große Medium, glaubte erst nicht an die Geister. Er hatte keine Lust, in Trance zu gehen, und am meisten gefiel es ihm, andere zu heilen.
20 Jahre lang hielt das Paar Séancen ab, von 1940 bis 1961, als zwei heimtückische Journalisten sich in die Séance einschlichen und die Veranstaltung platzen ließen, indem sich einer auf einen Geist stürzte und andere am Fenster standen, um Fotos zu machen. Das Medium wurde dabei schwer verletzt, und von da an war Alec Harris nicht mehr derselbe. Die Phänomene bildeten sich nicht mehr so stark heraus. Anfang 1974 war Alec fast 77 Jahre alt und ziemlich schwach. Louie erzählt:
»Zwei Wochen später, am 12. Februar 1974, wachte ich in den frühen Morgenstunden abrupt mit dem Gefühl auf, dass etwas nicht in Ordnung war. Ich machte das Licht an und schaute zu Alecs Bett hinüber. Es war leer, und er saß zusammengesunken auf der Bettkante, schwer atmend. Ich war sofort alarmiert und fragte, was ihm fehle. ›Ich habe ein seltsames, beengendes Gefühl‹, erwiderte er, und so seltsam sei es noch nie gewesen.«
Louie ruft den Arzt an, der gleich kommen wollte. Alec meinte, er werde wohl zu spät kommen.
»Ich setzte mich neben ihm auf das Bett. Alec hob den Kopf und schaute mich eine Weile an. Dann warf er die Arme um mich und hielt mich in einer engen Umarmung, drückte mich dicht an ihn. Mit einer Plötzlichkeit, die mich überraschte, presste er seine Lippen auf die meinen und küsste mich mit verzweifelter Dringlichkeit und lang und liebend. Dann wurde sein Körper steif. Mir wurde klar, dass er hinübergegangen war.«
»Vierundzwanzig Stunden später – etwa um dieselbe Zeit, als er die Nacht zuvor gestorben war –– kam Alec zu mir zurück. Als ich auf dem Bett lag, spürte ich die starke, warme und gut materialisierte Hand eines Mannes, die meinen Arm ergriff und ihn sanft drückte, auf die mir vertraute liebevolle Art. Mein Herz wurde ruhig. Bald kam der gesegnete Schlaf, der lange ausgeblieben war, und brachte mir die ersehnte Bewusstlosigkeit.«
Louie folgte ihm dann 1989, mit 89 Jahren.