Sex mit einem Dämon
Ich knüpfe nun an Lucys Besuch bei Sam an, bei dem er etwas panisch reagierte, was man ihm nicht verübeln kann. Wird ihm später sehr leid getan haben. Geister sind in ihrem Auftreten von günstigen Bedingungen abhängig, und die treten manchmal nur alle paar Jahre auf.
Am Ende des Buches Kabbala, Qliphoth und die Goetische Magie des Schweden Thomas Karlsson (2011) gibt der Autor das Erlebnis einer jungen Magierin wieder, die »eine Zeit lang magisch mit der Qlipha Gha’agsheblah gearbeitet« hatte. Eine Qlipha ist in der Bezeichnung der Kabbalisten ein Dämon der dunklen Seite, und der genannte repräsentiert nach Karlsson »die höhere Eroto-Mystik. Auf dieser Ebene durchdringen Lust und Leiden einander und gehen in einer ekstatischen Energie ineinander über …«
Die Magierin geht zu Bett, ist nur halb wach, und da: »Ein riesiger, schwarzer, geflügelter menschlicher Schatten war in der Ecke des Raumes zu sehen. … Der Geist bewegte sich auf sie zu … Plötzlich war er über ihr. … Sie spürte seinen kalten nicht-physischen Phallus in sie eindringen … Sie fühlte, wie sie durch das Universum taumelte wie auf einer Achterbahn. Das Gefühl war schmerzhaft, aber auch voller Lust und übertraf jedes physische Lusterlebnis, das sie je gehabt hatte.«
Illustration: Rolf HannesDer Anblick der geflügelten Gestalt entsprach, wie die Zeugin meinte, »Sitri, dem zwölften goetischen Dämon, der mit Sex und Liebe und der Qlipha Gha’agsheblah assoziiert wird«. Das liest sich wie in einem schlechten Erotik-Thriller, und streng genommen wissen wir nicht, ob es diesen Dämon wirklich gibt.
Böse Dämonen anzurufen ist nicht ungefährlich; man weiß nicht, wen man zu sich einlädt. Vielleicht hat sich da ein sexhungriger erdgebundener Geist als Qlipha maskiert, um Sex mit einer Erdenfrau zu haben; unmöglich wäre das nicht. Die Geschichte steht aber in einer okkulten Tradition.
Der Religionswissenschaftler Ioan P. Culianu erwähnt in seinem Buch Out of this World (1990), es habe in Asien zwei schamanistische Komplexe gegeben: den Viehzüchter- und den Landbau-Komplex. In letzterem gab es nur Schamaninnen, die »Geister in menschlicher Form heraufbeschwören; ihre Kräfte erklären sich aus der sexuellen Beziehung, die sie zu einem Geist unterhalten.« In Südkorea erlebt die Schamanin eine langdauernde Depression, wonach sie oft ein Geist besucht, der »ihr treuer Liebhaber wird«, was meist die Ehe der Schamanin zerstört.
Da fällt mir ein, dass ich einmal ein witziges Gedicht über einen weiteren Fall aus der Literatur geschrieben habe, und das schließe ich einfach morgen an.
am 20. September 2012 um 16:36 Uhr.
Lieber Manfred,
habe die letzten Beiträge MANIPOGO nur kurz ausgedruckt, weil keine Zeit und Ruhe war, sie im Laden gründlich zu lesen. Aber heute!! Gerade las ich Sex mit einem Dämon. Ich liebe diese abgefahrenen Geschichten und jeder macht sich so seine Gedanken. G. Bruno bezeichnet die dunkle Seite als die niedere, triebhafte, Ebene im Gegensatz die heroische, edle Anmut der Liebe. Und vielleicht erscheinen diese niederen tatsächlich erdgebundenen Wesen drüben als Dämon??
Aber Sex im Zelt kannst du auch anders haben. Zumal diese günstigen Bedingungen der Geister nur alle paar Jahre auftreten. Dann zeltest du womöglich noch auf Geisterbesuch wartend, wenn du schon ein alter Opa bist. Trotzdem viel Glück und Grüße, Regina