Die Astralhure

Das Gedicht Die Astralhure wurde von mir, wie mein Computerprogramm weiß, am 26. April 2011 verfasst. Ich schrieb vergangenes Jahr eine Menge Gedichte. Dieses Werk schickte sogar nach Berlin, wo ein Verlag ein Buch mit schrägen Erotikgedichten plante. Er kam aber nicht zu Stande – mangels Material, wie es hieß. Wer schreibt heute noch Gedichte? 

Das Gedicht erzählt eine Geschichte, die der ungarischstämmige Parapsychologe Nandor Fodor (1895–1964), einst Mitarbeiter von Sigmund Freud, in einem seiner zehn Bücher erzählte. Ich glaube ihm.

Die Astralhure 

Nandor Fodor war Psychiater,
tätig in den USA. Er hatte einen ungarischen Vater.
Fodor besaß zum Paranormalen einen Hang,
da untersuchte er und forschte, fast sein ganzes Leben lang.
Für »völlig unglaublich« einen Fall er hielt,
der sich vor über fünfzig Jahren abgespielt.

Der Ungar war im Fernseh’n, wonach eine Frau rief an.
Sie habe einen Incubus; ein Geist verfolge sie, ein Mann.
Jean war 26 Jahre, als das Ding mit John anfing,
der, 34-jährig, überraschend aus dem Leben ging.
John war ein Autor populärer Bücher, er war tüchtig.
Die beiden kannten sich jedoch nur flüchtig,
obwohl Jean seine Bücher und ihn sehr verehrte.
Dann hörte sie ihn etwas sagen, was ihre Verehrung nicht vermehrte:
»Ich bin nicht tot«, worauf er geisterhaft sie dann berührte
und sein Geschlechtsteil meisterhaft in sie einführte,
wobei sie immerhin Ekstase, »bislang ungekannt«, verspürte.
Doch hinterher sie starke Reue rührte.

Illustration: Rolf Hannes

Jean betete, band um die Lenden sich ein schweres Kruzifix.
Als Keuschheitsgürtel. Doch was helfen solche Tricks
Bei einem Geist? Denn er kam wieder. Wie er kam!
Dann rauschte auch das Radio, Jean deutlich es vernahm.
»Sein Körper war sehr heiß und leicht, er war zu fühlen«,
als John, der Geist, in ihren Körper sich begann zu wühlen.
»Er roch auch streng. Ich sagte: ‚›Wie eine Prostituierte,
so nimmst du mich.‹ Worauf er heftig protestierte
und hörbar meinte, er verehre und bewundre mich;
sie seien in zwei Welten, doch das gebe sich.«

Am ersten März: Die Mutter schläft bei Jean.
Hört Rascheln von der Bettdecke. Und Jean fühlt ihn,
riecht ihn wie einen heißen Hund, riecht sein Geschlecht,
spürt seinen Kopf an ihrer Brust: alles wie echt.
Er schluchzte. Und sie griff nun zu, sie wollte ihn entmannen.
Das wirkte, und sie konnte sich die nächste Zeit entspannen.
Doch hatte Jean die Angst, als Hure im Astralen
Von anderen benutzt zu werden, die aber nicht bezahlen.

Rosie, die Freundin, war ein Medium. Sie sah John nackt
Aufwärts von der Taille, und mit der Hand hielt er gepackt
Die Peitsche, denn er liebte Pferde. John, der Tote, hing
An Jean, weil er auf Erden leben wollte, und das ging
Anscheinend nur mit diesem außerirdischen Stalking.
Doch mäßigte er sich und quälte sie nur mehr gering.
Fodor kam bald vom Urlaub, half mit etwas Rat,
erkannte aber: »Viel war’s nicht, was ich da tat.«

Einmal gab John, als Jean im Auto saß, dem Fahrer einen Stoß,
denn er war eingeschlafen, und danach sagt‘ er bloß
noch manchmal, dass sie weder Fisch noch Schokolade
essen solle wegen Akne. Kein Sex mehr. Vielleicht schade.

 

 

 

Ein Kommentar zu “Die Astralhure”

  1. Regina

    Ein schönes Gedicht, doch erschwert durch die konditionierten Moralvorstellungen der Erdenmenschen bekommt die Arme Gewissensbisse und outed sich mit diesem blöden Gürtel als schuldig. Psychoterror!! Sie rächt sich und er muss sich wohl noch einige Male inkarnieren bis Mensch und Geist sich in Frieden lassen oder einfach stillschweigend geniessen, weils doch jeder weiß, aber das Geheimnis nicht preisgegeben werden darf. Auch bei Lucy schaut vorbei und sehr schön der Pamsonntagsfall. Und es geht immer um die Liebe. Du schreibst: Eigentlich könnt ich eine Serie davon machen. Ja, mach doch!! Lieben Gruß, Regina