I – die Mundwinkel (die Ernährung)
»So hat der Edle acht auf seine Worte und ist mäßig im Essen und Trinken«, steht im I-Ging unter Zeichen 27: I – die Mundwinkel (die Ernährung). Alles kommt darauf an, dass die Ernährung im Einklang mit dem Rechten ist. Essen war mir nie wichtig, gekocht habe ich immer abends, und ich konnte auch zehn Mal hintereinander Barilla-Spaghetti mit Tomatensoße essen. Aber dann …
Ich koche immer noch am Abend, jedoch nun anders. Es war nicht einmal eine bewusste Entscheidung; es kam einfach so. Vergangenen Oktober las ich das Buch Weg mit den Pillen! von Harald Walach, den ich danach in Frankfurt an der Oder ja auch besucht habe. In dem Buch mahnte er Verantwortung für den eigenen Körper an, der Fleischverzehr sei übel, Bohnen und Linsen spendeten das nötige Eiweiß, Vollkorn erhöhe den Zuckerspiegel nicht so wie Weißmehl, und Süßigkeiten müssten nicht sein.
In Zürich aßen wir zum Jahreswechsel noch tüchtig Fleisch und alles, doch als ich dann wieder zu Hause war, wurde mir plötzlich klar Ich will kein Fleisch. (Da gab’s auch diese Statistiken, Landverbrauch und so.) Ich hasse zwar missionarisches Getue, aber warum kann ich nicht sagen: Ich bin Vegetarier? Ich sagte es mir probeweise vor, und dann sagte ich jemandem, eigentlich sei ich Vegetarier, und bei meiner Schwester schenkte ich das Fleisch meinem Neffen und sagte: Ich bin Vegetarier.
Dann könne sie mich nie mehr einladen, entgegnete meine Schwester, aber ich meinte, ein- und zwei Mal im Jahr würde ich ein Stück Fleisch schon überleben, wir sind ja aus Bayern, warmer Leberkäs und Weißwürscht’, aber dann so wichtig auch nicht. Bei einer Veranstaltung Ende Juni in Ungarn habe ich mich sogar als Vegetarier eingetragen (in Ungarn, bist du noch zu retten? Guulasch!)
Als nächstes kaufte ich nur noch Vollkornbrot und Vollkornsemmeln. Hier im Südwesten gibt es im nächsten Ort, Heitersheim, einen Fairtrade-Laden, in dem ich immer Kaffee aus Kamerun oder Mexiko besorge und dann zu Hause mahle. Nun holte ich rote Linsen aus dem Libanon und Vollkorn-Kous-Kous aus Palästina, Vollkornreis aus Indien und in Mülhausen rote Bohnen bei einer Afrikanerin, exotische Gewürze noch dazu.
Die grünen Linsen muss man über Nacht in heißem Wasser einweichen, dann brauchen sie nur noch 15 Minuten, und man mischt irgendeine Currysoße hinein. Mit den roten Linsen kann man ein Linsenrisotto zubereiten, das mit Gorgonzola veredelt wird, oder man düstet Zwiebeln und Mohrrübenstücklein an, schüttet die Linsen dazu, gießt mit Brühe auf und lässt alles 20 Minuten leicht kochen. Alles super. (Mit Bohnen ist es schwieriger. Auch eingeweicht brauchen sie noch eine Stunde und sind immer noch hart.)
»Einst hatte Jakob ein Gericht zubereitet, als Esau erschöpft vom Feld kam. Da sagte Esau zu Jakob: Gib mir doch etwas zu essen von dem Roten, von dem Roten da … Jakob gab zur Antwort: Dann verkauf mir jetzt sofort dein Erstgeburtsrecht! Schau, ich sterbe vor Hunger, sagte Esau, was soll mir da mein Erstgeburtsrecht?« Sie schließen den Handel ab, wie in der Genesis 25,29-34 beschrieben. »Darauf gab Jakob dem Esau Brot und Linsengemüse; er aß und trank, stand auf und ging seines Weges. Vom Erstgeburtsrecht aber hielt Esau nichts.« Später segnet ihr Vater Jakob und nicht Esau, und dieser plant, seinen Bruder zu töten, doch später versöhnen sie sich.
Schmeckt alles auch irgendwie besser als Spaghetti mit Tomatensoße. Man tut ein gutes Werk für arme Länder, und sicher ist diese Umstellung der Ernährung auch ein Nebenprodukt meiner konstanten Beschäftigung mit dem Wahren, Schönen, Guten, was die einen den »spirituellen Weg« nennen und die anderen vermutlich Schwachsinn.
am 26. April 2014 um 17:02 Uhr.
lieber Manni,
kauf dir bitte das Buch „täglich vegetarisch“ von Hugh Fearnley-Whittingstall. Es ist sehr gut und zur Zeit mein Lieblingskochbuch!!! Dann brauchst du nicht mehr „irgendeine Currysauce hineinmischen“.
liebe Grüße von Renate