Geheimnisse

In Basel gab mir Lucius vom Basler Psi-Verein die April-Ausgabe der Zeitschrift »mysteries« mit. Welt der Geheimnisse ist der Untertitel, und der Hauptartikel belehrt über 7 Geheimnisse, die man kennen sollte. Mysteries erscheint in Basel, Herausgeber  ist der Autor Luc Bürgin, bekannt durch Ufo-Bücher.

Die 7 Geheimnisse sind erstens Maschinen auf dem Mond, die natürlich keine Maschinen sind. Die Heilkraft des Hungerns, das die Selbstheilungskräfte anregt. Die Pyramiden von Gizeh, die seit 100 Jahren Mystery-Material abgeben. Die Treffen der Bilderberger, einer angeblichen Konferenz Reicher und Einflussreicher zur Beeinflussung der Welt. Ritzzeichnungen in der Kienbachklamm. Dubiose Embleme (Stoffaufnäher) des Pentagon. Botschaften aus dem Jenseits.

Eine ältere Ausgabe

Wegen dieser »Botschaften« hatte ich das Heft bekommen. Den Artikel sollte ich lesen. Die Botschaften sind, wie man gleich merkt, keine Botschaften, und die Geheimnisse sind auch keine, sondern nur künstlich aufgeblasene und behandelte Behauptungen, die keiner überprüfen kann. Es ist das Elend des Zeitschriften-Metiers: viel Lärm um nichts. Die Geheimnis-Zeitschrift aus Basel ist marktschreierisch wie Zeitschriften, in denen es um gekrönte Häupter und Promis geht.

Im Editorialspricht Bürgin vom »Dauerkniefall vor Israel«, und auf Seite 23 heißt die große Überschrift »Jüdische Pyramiden-Verschwörung« — aber, wie schlau, als Zitat markiert, scheinbar relativiert durch die Unterzeile Dreht Zavi Hawass jetzt völlig durch? Verschwörungstheoretiker haben also etwas gegen die Juden, aber auch gegen die Amerikaner, und vermutlich lieben sie Waffen und finden, dass die Frau am Herd gut aufgehoben ist.

Botschaften: Das Hanauer Medium Kai Mügge ist weltweit aktiv und erzeugt Ektoplasma, und bei ihm fliegen Objekte durch den dunklen Raum, und manchmal werden Teilnehmer an den Séancen auch von unsichtbaren Händen berührt. Lucius meinte, ich solle unbedingt einmal eine Sitzung mit Kai Mügge besuchen. Klar, da gibt es Phänomene, aber vergleichen lassen sie sich nicht mit den Materialisationen von Alec Harris. Es sind einfach tolle Spektakel, vermutlich authentisch, aber sie interessieren mich nicht. Ich lese lieber über die schönen Dinge von früher.

In der mystery-Zeitschrift entsteht eine Gegenwelt, in der Verschwörungen blühen und Außerirdische und Neandertaler vereint in den Kulissen auf ihren Auftritt warten. Es sind, passend zu unserer Zeit, keine psychischen oder spirituellen Phänomene, sondern grobe Dinge, die man fotografieren kann. Das Geheimnis, wie man es heute versteht, findet auf der Oberfläche statt und sieht aus wie auf dem Titelbild: ein Mönch mit blutrotem Ornat, dessen Gesicht im Schatten bleibt. Ach, wie ist das alles platt und primitiv!

 

Ein Kommentar zu “Geheimnisse”

  1. Regina

    Lieber Manfred,

    ja, Alec Harris habe auch gelesen in der freien Zeit – erstaunliche und schöne Geschichten! Und gut die Antwort, als ein Teilnehmer fragt: „Warum all die Phänomene für mich“? – „Weil ich ein Ungläuiger war“, die Antwort. Und das Geheimnis weitersuchen! Ein tolles Buch. Viele Grüße, Regina