Gravity

Einen aktuellen Science-Fiction gesehen: Gravity mit Sandra Bullock und George Clooney. Er wurde megamäßig gelobt und ist ein im Weltraum angesiedeltes Zwei-Personen-Stück, und gerade merke ich, dass der Film eigentlich einen Monolog von Sandra Bullock inmitten einer lebensgefährlichen Lage darstellt.

Das ist ja immer so: Filme spielen in der griechischen Antike, im Zweiten Weltkrieg oder im All in tausend Jahren, und dabei reden sie von der Jetztzeit und von den immergleichen menschlichen Problemen. Man muss sich Gravity (Schwerkraft) ansehen, um zu spüren, wie man heute Gefahr inszeniert; es geht einem unter die Haut, man fragt sich drei oder vier Mal, wie um Himmels Willen die beiden (oder sie) jetzt noch überleben können. Im Kino mit 3D muss das ein Schock sein.

Ein Schock ist auch, dass Clooney relativ früh »von Bord« geht: Er löst draußen im All die Schnur, die ihn mit Sandra Bullock verbindet, als die Lage gefährlich wird und es heißt er oder sie. Clooney opfert sich und entschwindet ins Dunkel des Weltenraums … um im letzten Drittel plötzlich wieder aufzutauchen. In Stille drängt er sich zu Sandra ins Cockpit, spielt den Charmeur und sagt ihr, sie solle jetzt handeln und um ihr Leben kämpfen, sich nicht hängenlassen.

Denn eine Minute vorher hatte sie mit ihrem Tod gerechnet, hier und heute; sie habe Angst. Sie hat auf der Erde ihr Kind verloren, niemand wartet auf sie, und da kann man in hoffnungsloser Lage schon mal den Lebensmut verlieren. Clooney ist nach seiner Ansprache plötzlich weg. Er war also hilfreich als frischgebackener Geist (solche Geschichten erzählten auch Eindandsegler, etwa Joshua Slocum von seiner Reise um die Welt 1895.).

Oder Sandras Unbewusstes machte sich geltend und »erfand sich« den verschollenen Kollegen, personifizierte sich sozusagen. Sie macht sich also ans Kämpfen und schafft es dann auch. Man weiß das von Schwerkranken: Wenn sie den Lebensmut verlieren, geht es schnell bergab. Dann gibt’s keine Rettung mehr.

Der Regisseur heißt Alfonso Cuaròn, also kein richtiger Ami, und deshalb ist der Film etwas Besonderes, aber das Kreative sind bloß die vielfältigen tödlichen Gefahren. Eine Geschichte gibt es eigentlich nicht: Ein Mensch überlebt in der Wildnis, könnte man sagen; und dies, obwohl er nicht betet. Heutzutage ist es der menschliche Wille und ein wenig Glück, das einen durchkommen lässt, und man könnte anfügen, dass die letzte Ressource immer ein Stossgebet sein kann. Sollte man nicht vergessen.

 

 

 

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