Peter Huchel

Zu Peter Huchel ist nun unbedingt ein Beitrag fällig, zumal er seine letzten Jahre in Staufen verbracht hat, fünf Kilometer vom manipogo-Hauptquartier entfernt, wo er am 30. April 1981 starb. Huchel war ein großer Lyriker.

Die Episode vom Radwechsel war wichtig; sie muss 1953 geschehen sein, als Huchel, seit 1949 Chefredakteur der DDR-Literaturzeitschrift Sinn und Form, wieder einmal in die Kritik geriet. Brecht rettete ihn vorerst, doch nachdem dieser 1956 gestorben war, wurde Huchels Lage schwierig. Bis 1962 hielt er es noch aus, und 1971 verließ er dann nach endlosen Schikanen das Land.

Er lebte in der Villa Massimo in Rom und danach in Staufen. Seine Gedichte spielen manchmal im südlichen Sommer, manchmal im trüben Herbst in märkischer Landschaft, und sie haben ungeheure Eindringlichkeit. Mit leeren Booten fährt der Abend aus, und die Füchse wittern / die weiße Kehle der Einsamkeit. Von den Südgedichten gefällt mir Abend in Vernazza am besten.

Die Stunde naht,
verschwistert einem Maultierschnauben,
sie trägt,
auf felsiger Schulter
das Reisig der Nacht.

Ausgesogen hat der Schlaf
die summende Wabe des Markts.
Nur in der Mauer knistert
das Silber der Diebe.
Die Brunnenkühle
zieht in den Kern der Orange ein.

Und ein anderes Gedicht habe ich so oft gelesen, dass es zu meinem unverlierbaren Gedichtbestand gehört.

In der Bretagne

Wohin, ihr Wolken, ihr Vogelschwärme?
Kalt weht die Chaussee ins Jahr,
wo einst der Acker warm von der Wärme
des brütenden Rebhuhns war.

O Marguerite,
kalt weht dein Haar,
leg dir das dunkle Tuch ums Kinn,
durch Morbihan wallfahre hin,
schöpf‘ Wasser aus dem Brunnen.

Nasskahler Ginster. Und ihr Gehäuse
verschloss die Schnecke mit kalkiger Wand.
Gedämpft das Licht in des Regens Reuse.
Und Steine und Stimmen im heiligen Land.

O Marguerite,
streich mit der Hand
die Asche von des Herdes Glut.
Es leuchtet auf das alte Blut
im Feuer der Legenden.

 

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