Alte Lehren von Jung
Man liest so viel und vergisst so viel; man hat es nicht mehr präsent. Ein Buch hat mir wieder in Erinnerung gerufen, wie groß der Beitrag von Carl Gustav Jung war, um uns selbst als Menschen und unser Schicksal verstehen zu können. Ich versuche das kurz zusammenzufassen.
Das Buch ist mal wieder von Laurens van der Post, Jung and the Story of our Time (1976). Jung hat immer das Unpersönliche und Überpersönliche herausgearbeitet, und auch wenn das kollektive Unbewusste, das er sozusagen erschaffen hat, ein etwas schwieriges Konzept ist, so lässt es sich doch auf ganz banale Weise erläutern.
Natürlich tragen wir die Probleme unsere Eltern mit uns. Wir folgen ihnen oder tun das Gegenteil, aber sie haben uns geprägt. Und sie sind wiederum von ihren Eltern geprägt worden, und gehen wir die ganze Kette zurück, so könnte man sagen, dass wir irgendwie die Probleme der ganzen Menschheit, des Menschseins in uns vereinen.
Wir müssen im Grunde für die Fehler unserer Vorväter büßen; wir müssen bezahlen. Alles Böse und Schlimme wird weitergetragen und muss von einem verarbeitet und erledigt werden. Nichts ist vergessen. Alle Schuld rächt sich auf Erden. Oft müssen auch die Schuldlosen die Schuld anderer tragen. Doch in dem Maße, in dem mehr Bewusstsein entsteht und (vielleicht) Güte und Verständnis überhandnehmen, könnte die Menschheit sich läutern und ein Paradies erschaffen.
Ein anderer Gedanke von Jung: die Projektionen. Wenn mir jemand egal ist, beachte ich ihn nicht. Wenn er mich nervt, lässt er mich nicht kalt; da ist es etwas in mir, das reagiert. Ich muss darüber nachdenken, denn der andere ist ein Spiegel für mich. Als damals die machthungrigen Westler arme Regionen überrannten, hassten und verachteten sie in deren Bewohnern das Wilde und Ungebärdige in sich selbst; sie versuchten, diesen Impuls zum Schweigen zu bringen und rotteten diese Völker aus.
Wie van der Post überlegt, ist etwa Ophelia die feminine Seele von Hamlet und muss untergehen, weil er diese Seite an sich ablehnt. Der Feldzug der wissenschaftlichen Gemeinde gegen das Paranormale und die Alternativmedizin ist der Versuch des Establishments, die irrationale Seite in sich zu unterdrücken und die alte Magie, die noch in uns ist, auszublenden. Das ist ein Abbild der Synchronizität Jungs: Die Welt dort draußen ist auch ein Bild meiner Innenwelt; durch meine Reaktionen auf die Welt und ihre Bewohner erfahre ich viel über mich.
Hier im Westen haben wir uns daran gewöhnt, dass alles objektiv ist und angeblich nichts mit uns zu tun hat. Doch die Welt der Dinge und Personen ist auch eine Projektion meiner Innenwelt, und es kann nicht schaden, sich das wieder einmal in Erinnerung zu rufen.
am 29. November 2014 um 19:17 Uhr.
Lieber Mandy!
Sorry aber vielleicht war das damals zu dramatisch von Hamlet gelöst; „denn das Ende kommt zu schnell, wie von Engeln träumen und ohne sie gehen zu müssen. Arme Ophelia – etwas mehr Geduld, mehr Tolernz im nächsten Leben, Herr Hamlet!
Das hab ich gefunden und gefällt mir gut: „es gibt eine Intelligenz – ein Bewusstsein, das weiß, wie sich Ereignisse entwickeln werden – „Hamlet nennt es eine Gottheit, die unsere Zwecke formt“ – schön, nicht – Evolution geglückt?!
Herzliche Grüße Gina