Timbuktu

Noch im alten Jahr habe ich den Film Timbuktu gesehen, das neueste Werk von Abderrahmane Sissako aus Mauretanien. An Bamako, sieben Jahre zuvor gedreht, erinnere ich mich noch gut. Das Filmplakat habe ich einmal verwendet. Filma aus Afrika im regulären Kinoprogramm sind äußerst selten, aber wichtig, damit wir nicht denken, die Welt sei Hollywood.

Die Akteure sprechen Arabisch und den Dialekt ihres Dorfes, und auch ein paar englische und französische Sätze sind zu hören. Eine Gruppe von Dschihadisten hat ein Dorf geentert und versucht, die Scharia durchzusetzen: Frauen müssen Handschuhe und Strümpfe tragen, ein Ausgangsverbot gilt, und Musik ist verboten.

Ein Mädchen wird von den Dschihadisten zur Rede gestellt. (Foto: trigon-Film)

Der Wagen fährt durch das Dorf, und ein Mann verkündet über Lautsprecher die neuen Gesetze. Ein Schnellgericht urteilt sofort ab, wer gegen sie verstoßen hat. Die Strafe: Peitschenhiebe auf den Rücken. In schlimmeren Fällen: der Tod.

Weit außerhalb des Dorfes lebt ein Mann mit Frau und Kind, der sieben Rinder sein eigen nennt. Am Fluß legt ein Fischer seine Reusen aus. Zwischen ihnen kommt es zu einem Konflikt, der beiläufig erzählt wird und eine fast antike Tragik entfaltet. Es gibt etwas Humor in dem Film, der im ganzen doch ein sehr trauriger ist.

Der Viehzüchter und seine kleine Familie (Foto: trigon-Film)

Der Verleih trigon-Film schreibt: »Die Täter in seinem Film kommen von überall her und sprechen keine gemeinsame Sprache. So wenig sie einander verstehen, so wenig wissen sie, was die Regeln sollen, die sie den Menschen in Timbuktu aufzwingen. Für diese ist es nicht nachvollziehbar, warum sie nicht mehr rauchen, musizieren oder fussballspielen sollen, warum die Fischverkäuferin auf dem Markt Handschuhe tragen muss, warum die Moschee als Ort des Gebets und der Besinnung mit Waffen betreten wird.

Zu den Glanzpunkten dieses federleicht wirkenden Films über die Tragödie religiösen Fundamentalismus` gehört ein Fussballspiel ohne Ball. Abderrahmane Sissako erzählt in stillen Bildern und einer Sanftheit, die das Drama, das er betrachtet, erst recht hervorheben. Keine Schwarzweiss-Malerei, dafür eine Betrachtung voller Poesie, die er der kopflosen Gewalt entgegensetzt.«

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