Die Große Mutter

Lawrence Edwards sah Maha Kali, die schwarze Göttin, aber das erzähle ich ein anderes Mal. Wenn ich das richtige verstehe, ist Kundalini die Erscheinungsform der Schöpfungskraft, kann sich aber ihrerseits in andere Göttinnen und Götter verwandeln. Am besten zitieren wir Lawrence selber. Er weiß, was Kundalini ist.

»Es ist Kundalini, die das Universum erschafft und sich selbst als Schöpfer(in) kennt. Man hat Kundalini ›das Gesicht Gottes‹ genannt. Und so wie wir eine Person an ihrem Gesicht erkennen, so erkennen wir das Göttliche an der Kraft seines Bewusstseins: Kundalini. Es ist Kundalini, das das Formlose in Form bringt, das dem Absoluten ein Gesicht verleiht, das man anbeten kann, eine Gegenwart, die einen inspiriert, Traditionen, die man verehren kann sowie einen Körper aus Weisheit, dem man dienen kann und der einen führt. Sie ist das esoterische Ziel aller Yogas, das erwachte Bewusstseins der thatagatas (der Buddhas, die »hinübergegangen« sind) und die Quelle der transzendenten Visionen von Heiligen und Weisen aller Zeitalter. Wer SIE kennt, kennt alles. Wer SIE kennt, dessen Leben wird durchdrungen von ananda: erhabene, ewige Freude. Der Ursprung dieser Freude ist unser ureigenstes Selbst, auf ewig anwesend, uns näher als unser eigener Atem, in Ruhe seiner Enthüllung harrend. Ertränke dein gewöhnliches Ich-Bewusstsein in der Ruhe, wenn du wirklich den Wissenden wissen willst – das Selbst von Allem.

»Die östlichen Traditionen verehren Kundalini als die Große Mutter, diejenige, die allem, was ist, das Leben schenkte. Sie hat Begrenzungen angenommen, hat sich zusammengezogen und kondensiert, um die materielle Welt zu bilden. Sie ist die essentielle Energie, Shakti, grundsätzlicher als Atomkraft, also das Fundament dessen, wer wir sind und all dessen, das wir erfahren. Wenn unser begrenzter Geist mit IHRER transzendenten Kraft des Bewusstseins befruchtet wird, kennen wir direkt die Wahrheit unserer Einheit mit dem Göttlichen und all seiner Schöpfung. Jede spirituelle Tradition hat einen Namen für Kundalini – Heiliger Geist, Gnade, Schekinah, Seele, Chi (qi), bodhicitta zum Beispiel –, und jeder Heilige und Mystiker hat Ihren Segen erfahren. Suchende auf allen Pfaden brauchen IHRE Gnade, um ihre Reise mit Erfolg zu krönen. Aus diesem Grund nähern sich Schamanen, Yogis, Mönche, Priester, Nonnen und Anwärter aller Arten IHR als Bittsteller. Da sie die Große Mutter, die Große Liebende ist, ist sie dazu bereit, jede Form anzunehmen und jeden Namen zu tragen, den Ihre Kinder sich wünschen, die sich vor ihr verneigen.

»Kundalini wird normalerweise in zwei Aspekten gesehen. Einer richtet sich auf die gesamte Existenz unseres Körpers, unserer Seele und unseres Geistes. Der andere Aspekt, der als schlummernd bezeichnet wird, ist die Kraft des Bewusstseins, das Göttliche in seiner Unendlichkeit als Selbst zu erfahren. Diese potenzielle Macht, die uns allen innewohnt, kann unser Gewahrsein aus den armseligen Begrenzungen der individuellen Existenz mit all ihren Wünschen und Bedürfnissen und Unzulänglichkeiten hochkatapultieren zum Vereinten Bewusstsein – dem erhabenen Bewusstsein unseres Göttlichen Selbsts, unendlich und allerbarmend.«

 

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