Die schwarze Mutter

Nun habe ich das Buch über Kundalini schon abgegeben und kann nicht mehr zitieren, wie Lawrence Edwards das schwarze Licht beschrieb, das von der Göttin Maha Kali ausging. Kali ist die Schwarze, die zornige Göttin des Todes und der Zerstörung, aber auch der Erneuerung. Doch sie ist auch gut.

Denn Kali beschützt die Menschen und richtet ihren Zorn eher auf die Dämonen. Sie ist auch Shakti, also Energie, und als deren Verkörperung gemeinsam mit Shiva zu denken, der eine Erscheinung des Weltenschöpfers ist. Schwierig und faszinierend ist die indische Mythologie.

Gerade habe ich gelernt, dass die Sanskrit-Wurzel man denken bedeutet. Name heißt Nama. Vor 200 Jahren lernten viele deutsche Gelehrte Sanksrit, weil sie überzeugt waren, dass es eine Art Ursprache war. Gewiss kommt das Wort man für Mensch (oder Mann für Mann) von man, denn der Mensch denkt.

Aber die Farbe schwarz der Kali ist interessant. Ihr magisches schwarzes Licht. Ich fahre ja gern nach Les-Saintes-Maries-de-la-Mer in Südfrankreich, wo vor 2000 Jahren zwei Marien mit ihrer schwarzen Dienerin an Land gegangen sein sollen, geflüchtet aus Palästina. Sara ist hier zu sehen, in ihrer Grotte unterhalb der Dorfkirche.

Helmut Gebelein erwähnt die dunkelhäutige Sulamith, die Geliebte Salomos, die im Hohelied erwähnt wird. Die schwarzen Muttergottes seien jedoch vorchristlichen Ursprungs. In Ephesus soll es eine schwarze Artemis gegeben haben, der Göttin des Waldes, der Jagd und des Mondes, die bei den Römern zu Diana wurde. Sie ist eine jungfräuliche Jägerin, grausam und gerecht, und Männer kann sie nicht besonders leiden, weil sie sie für die Schmerzen der Geburtswehen verantwortlich macht. Artemis wird gern mit der Mondsichel abgebildet – wie etwa auch die Madonna außerhalb der Kirche von Einsiedeln südlich vom Zürisee, das ich zuletzt im Juli 2013 besuchte.

In der Kirche findet sich die berühmte schwarze Madonna, hier groß zu sehen.

Gebelein schreibt: »Die schwarzen Madonnen sind Bilder der alten Muttergöttin, deren verschiedene Aspekte je nach Kultur als: Ischtar, Astarte, Aphrodite, Venus, Demeter, Ceres, Hekate, Diana, Erde, Gaia, Isis, die große Mutter, die Mutter der Götter oder die Jungfrau Maria bekannt sind. Da gibt es die weiblichen Aspekte des Strafens und Urteilens (Kali, Diana, Hekate), der Erotik (Apührodite, Venus) und des Beschützens (Gaia)«, und die Muttergottes ist nur noch die gütige, menschenfreundliche Seite. Das Harte hat man im Christentum weggeblendet, die Frau sollte lieb und nett sein.

Der Renaissance-Autor Fulcanelli meinte, die schwarzen Madonnen seien Materie im Urzustand und würden darum am ehesten in Grotten verehrt. Idries Schah war der Ansicht, schwarz sei eigentlich weise, wenn man es richtig aus dem Arabischen übersetze. Schwarz, weiß und rot sind die Hauptfarben beim Großen Werk der Alchemisten. Erst Auflösung, dann wieder Bindung: solve et coagula. Der Schatten des Menschen (das Schwarze, sein Böses) müssen integriert werden, danach erst kann eine Neuwerdung erfolgen: das Rubedo, die Rötung.

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