Lateinamerika: feministisch

Zwischen den Beiträgen über die Sklaverei und die Frau und Arabien und die Frau muss ich einen aktuellen Artikel einschieben, der auf La Repubblica zurückgeht. Das ist halt noch eine einigermaßen linke Zeitung mit emanzipatorischen Zielen. Die Frauen in Lateinamerika haben am Frauentag mobil gemacht. »Lateinamerika wird ganz feministisch sein«, riefen 250.000 Frauen auf den Plätzen in sieben Ländern. Wunderbar.

Laut Daniele Mastrogiacomo riefen das 125.000 Frauen in Chile, 50.000 in Argentinien, 30.000 in Kolumbien, 20.000 in Ecuador und jeweils 10.000 in Brasilien, Peru und Venezuela. Am Tag nach dem Tag der Frau wollten Millionen Mexikanerinnen der Arbeit fernbleiben. Sie wollen gleichen Lohn wie die Männer und im Alltag nicht angemacht und vor allem nicht umgebracht werden, wie es 10 Mexikanerinnen am Tag geschieht. Die Frauen trugen bei ihren Demonstrationen grüne Hemden und Bänder (grün für das Recht auf Abtreibung) oder violette Farben, die Farbe der Frau. Es kam zu vereinzelten Auseinandersetzungen mit der Polizei.

Der Korrespondent schreibt:

Noch nie hat der ganze Kontinent eine derart imponierende Mobilisierung miterlebt: den wiederholten Beweis der Kraft einer Bewegung, die alle Länder Lateinamerikas durchquert und durchgeschüttelt hat und die Regierungen von Rechts und Links zwang, das Thema des Geschlechtsunterschieds ins Zentrum der politischen Debatte zu setzen.

Der 9. März war also ein Mexiko ohne Frauen. In den vergangenen Wochen waren wieder vier Frauen von ihren Partnern getötet worden, und ein Paar entführte ein siebenjähriges Mädchen, folterte und ermordete es. Die Passivität der Polizei weckte die Wut der Demonstrantinnen. Chile ist seit fünf Monaten ein unruhiges Land. Die Frauen trugen, wie es für Chile charakteristisch ist, rote Masken, die ihr Gesicht verhüllten. Auch sie wehren sich gegen männliche Gewalt.  In Argentinien dreht sich alles um die Legalisierung der Abtreibung. Der Präsident will einen Vorstoß wagen, doch die Kirche ist dagegen, und der Senat droht, den neuen Gesetzentwurf platzen zu lassen. In Peru waren vor allem die jüngeren Frauen auf die Straße gegangen, und in Ecuador erfährt man, dass die Frauen fast 15 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beitragen und dies sich nicht finanziell niederschlägt.

In Venezuela trugen die Frauen schwarze Kleidung und marschierten schweigend. Sie trugen auf Tafeln die Namen der 44 Frauen, die seit Anfang des Jahres ermordet wurden oder verschwunden blieben. In Brasilien gab es bei den Demonstrationen viel Regen, und Aufsehen erregte das Bild von Mariella Franco, die vor drei Jahren in einem Hinterhalt getötet wurde, wobei die Komplizenschaft der Familie von Präsident Bolsonaro vermutet wird. Wir verfolgen den Aufstand der lateinamerikanischen Frauen mit Sympathie.

 

 

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