Das Metaversum

Das Metaverse will uns die Schweizer Coop-Zeitung erklären und gab deshalb Yann Wanner das Wort, dem Leiter Unternehmensentwicklung bei DEPT, der führenden Digitalagentur der Schweiz, den wir aber nicht mit Jann Wenner verwechseln sollten, dem US-Mitbegründer der Zeitschrift Rolling Stone. Metaverse ist ein falscher Begriff, bleiben wir doch bei der deutschen Sprache! 

Gemeint ist das Metaversum, denn man lehnt sich ans Universum an und ans Multiversum. Das Metaversum kann erst in 20 Jahren bereitstehen, denn eine enorme Rechenleistung ist gefragt. Worum geht es? Metaversum ist in Wanners Worten ein

Sammelbegriff für digitale, virtuelle und dreidimensinale Erlebniswelten. Es sind künstlich erzeugte Räume, in denen Menshcen zusammenkommen, um zu spielen, Freunde zu treffen, einzukaufen oder Konzerte zu besuchen. Die Teilnehmenden sind miteinander in Echtzeit verbunden und können zusammen interagieren.

zieweindexDas Web 3.0 verspricht uns, selbst Teil des Internets werden zu können, nachdem wir mit Web 2.0 die Social Media benutzt haben. Für das Metaversum brauchen wir die Virtual-Reality-Brille (VR), um ganz in es einzutauchen, oder wenigstens die Augmented-Reality-Brille (AR), um die virtuelle Welt in die unsere einblenden zu können. Beide Brillen kosten bis zu 1500 Franken. Wir erschaffen eigene Räume und treffen uns dort; es ist eine dezentralisierte Welt ohne Google oder Amazon, wird uns versprochen.

Können wir das nicht heute schon (und seit Jahrhunderten): uns treffen und miteinander interagieren? Was haben wir vom Metaversum, das ohnehin von Menschen gestaltet wird, also nur Bekanntes variiert? Genannt wird die Möglichkeit, unbegrenzt reisen zu können, die Telemedizin und die virtuellen Firmen-Meetings. Computerspiele sind ja seit langem der Hit. Für sie bedient man sich eines Avatars, eines Vertreters unserer selbst in der virtuellen Welt.

indiuezieweexDas alles ist Zukunftsmusik, doch überzeugen kann es uns nicht. Es wird nur zu einem gigantischen Eskapismus führen, der körperlos und hirnlos geschieht. Was wäre ein Reisen ohne Gerüche und das Gefühl, mit meinem Körper an einem schönen Ort mich zu befinden? Alles Virtuelle ist nur dünner Ersatz für die menschliche Begegnung. Wir Menschen probieren alles aus, was möglich ist, doch nicht alles bringt uns weiter.

Wir leben noch hier mit unserem Körper, wir sind noch nicht geistige Wesen in der Geistigen Welt, die auch hierher kommen können, doch nur drüberfliegen und etwas anschauen, das ist es nicht. Jede Begegnung in der virtuellen Welt verlangt nach der Erfüllung: einer wahren, vorurteilsfreien, liebevollen Interaktion mit einem anderen Wesen unserer Art.

Das Christentum hat den Körper geringgeachtet und verteufelt; die Internetwelt folgt diesem Muster und degradiert uns zu Bewusstsein ohne Substanz, ohne dass Not dazu bestünde. Warum sollen wir diese schöne Welt verlassen und uns in menschengemachten Dimensionen tummeln? Wir müssen hier unsere Erfahrungen machen; Erlebnisse im Virtuellen sind keine Erfahrungen, und was nach dem Tod sein wird, erfahren wir früh genug, doch auch dann werden wir einen Körper (anderer Art) haben. Das körperlose Spiel kann uns nicht guttun.

 

Illustrationen von Jürgen Ziewe. Der Hamburger Künstler unternimmt seit 40 Jahren Astralreisen und hat Bilder davon aus der Erinnerung gemacht. Es sind unausdenkbare Welten, die kein Metaversum nachbilden kann.        

 

 

 

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