Amphitryon

In einem Weihnachtsbeitrag zuletzt kam schon einmal Molières Theaterstück Amphitryon vor. Nun kenne ich die drei Akte und darf auch das Ende verraten; denn das Stück ist immerhin fast 350 Jahre alt, was man ihm nicht anmerkt. 

Die Geschichte ist noch viel älter, ist vielleicht 3000 Jahre alt. In der griechischen Mythologie begibt sich Göttervater Zeus in der Gestalt von Amphitryon zu dessen Gattin Alkmene, die prompt schwanger wird und den Herakles gebärt, der Gott und Mensch zugleich ist (was gut in den Weihnachtsbeitrag gepasst hätte).

amphitryonMolière spielt das aus und setzt nochmal Merkur ein, der die Gestalt von Amphitryons Diener Sosie annimmt, um das Rendezvous zu verwirklichen.  Also zwei Doppelgänger und zwei identische Paare! Das ist lustig. Jupiter (ein anderer Name für Zeus) geht als Amphitryon zur schönen Alkmene und redet andauernd vom Liebhaber in ihm, der sich an sie wende; er nimmt in dieser Rolle eine Spaltung vor in Liebhaber und Ehemann, vielleicht, damit Alkmene keinen Verdacht schöpft. Sie wird aus dem Gerede ihres »Mannes« nicht schlau.

Cléanthis, die Ehefrau des Dieners Sosie, trifft Merkur, der nun wie ihr Mann aussieht. Auch er redet komisch und gibt sich distanziert, und Cléanthis geht verärgert weg. Nun treffen sich beide, Sosie und Merkur, die beiden Doppelgänger. Sosie wird daraus erst recht nicht schlau und will seinen Auftrag ausführen, also zu Alkmene gehen, doch Merkur gibt ihm Hiebe und setzt sich an dessen Stelle.

Anscheinend ist das Treffen von Alkmene mit Jupiter vorbei, da tritt Amphitryon auf und zu ihr hin, der kriegsbedingt monatelang unterwegs war und nun erwartet, auf eine freudestrahlende Frau zu treffen. Und was sagt sie?

Was? Zurück, so früh?

Langer Wortwechsel, bis Amphitryon begreift, dass da einer, der aussieht wie er, bei seiner Frau war. Diese sagt unschuldig:

Nach dem Essen haben wir uns hingelegt.
Amph.: Zusammen?
Alk: Gewiss, wie man das so pflegt.
Amph: Dafür müsst‘ man dich bestrafen!
Alk: Wieso? War’s falsch, mit dir zu schlafen?

Amphitryon ab; Jupiter in dessen Gestalt wieder, ruhelos, zu Alkmene. Die dreht fast durch: Er solle sie gefälligst in Ruhe lassen!  Mühevoll wird sie versöhnt. Amphitryon leidet unterdessen, denkt an einen Betrüger, der sich eingeschlichen hat; oder ist seine Frau verrückt geworden? Auch Sosie kam nicht damit zurecht, dass er da selber vor sich stand. Cléanthis trifft dann ihren echten Mann und macht ihm Vorwürfe.

Schließlich im dritten Akt die Auflösung. Jupiter spricht von einer Wolke herunter:

Schau, Amphitryon, wer der Betrüger ist!
Jupiter nahm an deine Gestalt,
der Götterchef mit seiner Gewalt.
Nunmehr du wohl versöhnt und friedlich bist!

OIPmolDas Schlusswort gehört Sosie, der so charmant zu Amphitryon bemerkt:

Er versteht es gut, die bitt’re Pille zu versüßen.

Ein Theaterstück endet ja nie; wir können uns denken, wie es weitergeht. Amphitryon ist beleidigt. Er kann seine Frau nicht beschuldigen, dennoch hat sie ihn betrogen. Wird sie jemals wieder arglos in seine Arme sinken können? Noch dazu hat sie von dem Nebenbuhler, vom höchsten Gott, ein Kind (im Mythos bekommt sie sogar Zwillinge; das andere ist von ihrem Mann). Nicht ganz einfach, psychologisch betrachtet. Was sagt Sosie dazu, den Molière gern selber spielte, damals, 1668 (oben rechts Molière, als junger Mann)?

Doch unseren Exkurs, den brechen wir hier ab,
Und jeder geh‘ gesittet nun nachhaus.
Zu der Affäre sag ich knapp:
Wir schweigen, denn das Stück ist aus.  

 

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