Xenoglossie

Wörter mit X sind selten und kostbar. Xanadu war so ein Wort, und Xenien, die Goethe und Schiller schrieben, ein anderes. Xenoglossie ist das unbewusste Reden in einer unbekannten Fremsprache (Fremdwörter-Duden). Wenn das jemand spontan tut, könnten sich Reinkarnations-Erinnerungen gemeldet haben — oder es liegt Besessenheit vor.  

Indien 321Der US-Psychiater Samuel Sandweiss erzählte von einer jungen Patientin, die urplötzlich angefangen hatte, auf Sanskrit zu sprechen. Wahrscheinlich musste sich der Doc erst kundig machen, was das für eine Sprache war. Die junge Frau hatte einen »westlichen Hintergrund«, fügte er vor ein paar Jahren am Rand einer Tagung hinzu, und sie war nie in Kontakt mit Indien gekommen. Psychiater halten ja Esoterik für Humbug, das wissen wir, und so erklärte sich Dr. Sandweiss das Phänomen als einen Fall von »erweitertem Bewusstsein«. Das Bewusstsein sei offenbar in der Lage, sich über sein Leben und seine Region hinaus auszudehnen. Wie das gehen soll? Damit hat der Doc nicht viel erklärt.

Anne Skjønsberg erwähnt in ihrem Buch What to Believe? einen Fall von 1927, den Lyall Watson aufgestöbert hatte. Ein Mädchen namens Rosemary äußerte sich plötzlich in einer Sprache, die von Experten als altes Ägyptisch identifiziert wurde. Sie behauptete, Botschaften von einem Geist zu erhalten, der unter Pharaoh Amenhotep II. gelebt hatte im Jahr 1400 vor Christus. — Ein Kollege von Professor Joel Whitton, der in Toronto Experimente mit ihm veranstaltete, verwendete plötzlich einen alten norwegischen Dialekt; dann wieder schrieb er Texte auf Mesopotamisch, wie es nach der Ansicht von Fachleuten um das Jahr 650 vor Christi Geburt gebräuchlich war.

xenoglossybookDer große Reinkarnationsforscher Ian Stevenson (1918-2007) veröffentlichte 1984 das Buch Unlearned Language über das Problem der Xenoglossie. Die Geschichte mit Sharada stammt vermutlich von ihm, und der Arzt und Psi-Forscher Walter Semkiw hat sie 2015 in einer Fernsehsendung Jeffrey Mishlove weitererzählt. Semkiw fragte sich: Was geschieht mit den Persönlichkeiten früherer Leben? Werden ihre Erfahrungen eingebaut? Plötzliche längere Äußerungen in einer fremden Sprache könnten zeigen, dass die Persönlichkeit intakt überlebt hat.

Freilich gibt es auch Fälle, in denen ein Geist den Körper eines Lebenden übernimmt oder »überschattet«. Doch bei Utara Hader war es nicht so. Diese Inderin besaß in den USA zwei Universitätsabschlüsse und war auch als Dozentin tätig. Schon vor ihrer Geburt träumte ihrer Mutter, eine Schlange beiße sie in den großen Zeh. Utara hatte nach der Geburt immer schreckliche Angst vor Schlangen, es war eine irrationale Furcht. Bei einer Meditationssitzung mit einem Guru fing sie plötzlich an, Bengali zu sprechen. Utaras Muttersprache war aber Mathali, das in Indien 83 Millionen Menschen sprechen — es ist eine der 20 Hauptsprachen des Landes.

2023-02-17-0003Also Bengali. Es meldete sich Sharada und übernahm Uradas Körper, einmal sogar 43 Tage lang. Sharada dachte, noch am Leben zu sein und dass man das 19. Jahrhundert schreibe. Man musste Übersetzer heranziehen. Sharada verachtete Leute, die Marathi sprachen und kannte keine neueren technischen Geräte. Sie war gestorben, nachdem sie eine Kobra in den rechten großen Zeh gebissen hatte. Daher die Schlangen-Phobie bei Urada und der Traum ihrer Mutter!

Übrigens fand Stevenson heraus, dass unter seinen Tausenden Reinkarnations-Fällen in 22 Prozent die Ankunft des Kindes sich in einem Traum ankündigte. Eine Frau sah, bevor sie niederkam, im Traum eine andere junge Frau, die ihr sagte: »Ich komme zu dir!« Als ihre Tochter, Suzanne, herangewachsen war, fiel der Mutter plötzlich ein: So, genau so wie ihre Tochter hatte die junge Frau im Traum ausgesehen! — Ein weiterer Fall bei Stevenson betraf die Frau eines Psychiaters, die unter Hypnose plötzlich einen mittelschwedischen Dialekt sprach. Wer sprach, war der ehemalige Bauer Jensen Jacobi, der Vieh besaß und die Russen hasste, weil Soldaten ihn ins Wasser gestoßen und erschlagen hatten. Die Frau des Psychiaters war jedoch jüdischer Abkunft und hatte russische Wurzeln.

Warum sollte sich der Schwede, wenn er gegen Russen eingestellt war, sich in einer Frau mit russischen Wurzeln wiederfinden? So fragten sich Mishlove und Semkiw. Aber wir denken an Norma Edwards, die in einem Leben Sklavenmädchen war, in einem anderen Sklaventreiber. Du musst erleben, wie der Andere denkt, um verstehen zu lernen. Schließlich sollst du deine Feinde lieben.

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