Geheimnis Wünschelrute

Das Buch Geheimnis Wünschelrute, das Hans-Dieter Betz 1990 vorlegte, habe ich damals gelesen und mir Anmerkungen dazu gemacht. Sie dienen mir nun dazu, Theorie und Geschichte der Wünschelrute darzustellen. Georg Agricola schrieb über sie 1557 in seinem Buch De re metallica, und dieses Werk nahmen sich die ersten Rutengänger in Cornwall als Lehrbuch.

service-pnp-ppmsca-77300-77364_150pxDer Autor ist 1940 geboren und war Professor für Physik. Schön definiert er ein paar Begriffe. Geobiologie ist die Suche nach Orten mit biologischer Wirksamkeit; Fernmutungen ist die Wassersuche nach Landkarte. Graf Carl von Klinckowstroem habe geschrieben: »Die Wünschelrute ist der Fühlhebel einer nervösen Erregung des Körpers.« Von 1954 bis 1990 habe es 21 »teilweise recht anspruchsvolle Untersuchungen« gegeben, deren »überwiegende Zahl für die Existenz eines echten Rutengänger-Phänomens zu sprechen scheint«, formulierte Betz vorsichtig und ergänzte: »Die Stunde der Physik ist im Hinblick auf Erklärungen zum Phänomen Wünschelrute noch nicht gekommen.« Das stimmt noch heute und wird auch in 100 Jahren noch stimmen.

Gewöhnlich sucht man sich einen kleinen Ast, der aus zwei Zweigen besteht und vorne zusammengewachsen ist; so kann man mit den beiden Händen die Zweige halten, die Spitze nach vorn, und sie weist dann plötzlich einmal nach unten, wie von Geisterhand. Wir sehen eine ähnliche Rute rechts unten in der Hand des Majors von Graeve.

service-pnp-ggbain-15200-15241rEin erfolgreicher Rutengänger war der Landrat von Uslar, der 1906 vom Reichskolonialamt nach Deutsch-Südafrika geschickt wurde, um dort Wasser zu suchen. Major Otto Edler von Graefe (rechts im Bild) arbeitete von 1915 bis 1917 in der Wüste Sinai. Er war auch bei der türkischen Armee tätig und erhielt ein Rutenabzeichen. In den 1920-er und 1930-er Jahren wirkte Reichsbahnamtmann Georg Kittemann (1874-1952) im Umkreis von Nürnberg. Über ihn schrieb einmal eine Behörde: »Durch die verdienstvolle Arbeit des Amtmanns Kittemann sind erhebliche Kosten für neue Bohrversuche und Herstellung eines neuen Brunnens erspart worden.« 1943 gewährte ihm das Reichsverkehrsministerium für seine »langjährige verdienstvolle Tätigkeit als Wünschelrutengänger eine einmalige besondere Dienstprämie von 1 000 RM«.

Seine Tochter Emmy Kittemann setzte die Arbeit fort. Am 9. Mai 1978 schrieb ihr die Gemeinde Rott am Inn: »Es gibt Skeptiker gegenüber der Rute, wir können auf jeden Fall feststellen, daß für uns diese Arbeit erfolgreich war. Die Gemeinde Rott am Inn und der Gemeinderat danken ihnen dafür… Ihr Name und Ihre Tätigkeit wird jedenfalls immer mit diesem Brunnen verbunden bleiben.«

service-pnp-matpc-17800-17839rHans Schröter leitete einige Bohrungen für die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), die in armen Ländern arbeitet. Betz meinte: »Er war sich als erfahrener Ingenieur vollkommen darüber im klaren, daß eine Rute kein Zauberstab ist, sondern nur eine feine Reaktion des Rutengängers anzeigt, der auf einen nicht näher bekannten Umweltreiz reagiert.« Er konnte Trinkwasser von verunreinigtem Wasser unterscheiden. Die GTZ urteilte in ihrer Schrift 183: »Die Wünschelrute erwies sich als das wirksamste Instrument bei der Brunnenstandortbestimmung.« 90 Prozent Erfolg hatte Schröter im Kongo, außerdem Erfolge auf Verde Island (Philippinen) und in der Dominikanischen Republik.

Erklärungen sind nicht einfach. Womöglich wirken Mikroschwingungen des Gesteins, und es entsteht elektromagnetische Strahlung durch piezoelektrische Effekte. Erinnert sei daran, dass Bienen und Wale Änderungen im elektromagnetischen Feld wahrnehmen können.

Hubert Knoblauch bietet in seinem ebenfalls 1990 erschienenen Buch Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler weitere physikalische Theorien an:

Die Elektronentheorie geht davon aus, daß sich elektrisch positive oder negative Ladungen auf den Organismus so auswirken, dass ein Ausschlag zustande kommt. —Die Wellentheorie sieht die Emanationen als Ergebnisse von Wellenbewegungen oder Schwingungen an, die vom Rutengänger empfangen werden können. (…) —Die elektromagnetische Feldtheorie geht davon aus, dass sich über bestimmte Stellen des Bodens Reizstreifen hinziehen, die die Pendelbewegung verursachen und durch magnetische Feldmessungen belegt werden können. (…) —Nach der kosmischen Strahlentheorie kann der Ausschlag durch Strahlen aus dem Uräther der Atmosphäre bewirkt werden. — Eine relativ neue Variante ist die inormationstheoretische Deutung der Radiästhesie. Der Radiästhet ist ein »Empfänger« von aus Strahlen oder Wellenform decodierten Informationen.

Nicht nur Beweise will die Welt der Wissenschaft, sondern auch Erklärungen. Aber wie hieß der Spruch: Wer heilt, hat recht. — Wer mit der Rute Wasser findet, muss sich nicht erklären.

Υ Υ

Ich habe mir aus dem Keller einen Kleiderbügel aus Metall geholt, die es zu Tausenden gibt. Dann habe ich ein bißchen mit ihm geübt: Er darf nach links und nach rechts schwingen, ich halte ihn ganz locker in der rechten Hand, fast ausgestreckt, 40 Zentimeter von mir entfernt. Ich halte meine Hand nicht sehr fest um den Kleiderbügel und kann mir nicht vorstellen, wie ich ihn »unbewusst« zu einer Bewegung veranlassen könnte. 

Wenn ich ihm (meiner Rute) sage »Zeig mir bitte ein Ja, ein ganz deutliches Ja«, dann dauert es nur ein paar Sekunden, und der Bügel dreht sich erst leicht, dann spürbar zur Seite nach rechts. Das heißt Ja. Dann sage ich ihm: »Jetzt zeig mir ein Nein, ein deutliches Nein.« Macht er sogleich; dreht sich nach links. Ich bin verblüfft. Der Kleiderbügel reagiert auf mich! — Ich ging zu meiner Schlafstätte, zum Kopfkissen, und da kam ein sehr klares Nein. Also habe ich meine Position zum Schlafen wieder verändert, mit dem Kopf ans andere Ende des Bettes.

Rätselhaft ist das schon, denn das Pendel, von dem ich morgen schreibe, das zunächst auch schön zu Ja und Nein sich bewegte, macht derzeit nichts mehr. Schwingt nur gemütlich im Kreis.   

 

Abbildungen:

Oben eine Zeichnung von Jerry Pinkney, 1991;
Mitte: Otto Edler von Graeve, fotografiert vom Bain News Service, zwischen 1910 und 1915;
unten: Bohrung nach Wasser bei Beersheba, American Colony (Jerusalem).
Alle Fotos dind von der Library of Congress, Wash. D. C., Dank!

 

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.