Einstein in Bern

Am Tag nach dem Indianermuseum wieder ins Museum: eine Fahrt mit dem Volvo in das von Zürich 122 Kilometer entfernte Bern, ins Historische Museum, in dem im zweiten Stock das Einstein-Museum untergebracht ist. Albert Einstein spielt in meinem Zeit-Buch natürlich die Hauptrolle, und so musste ich, bevor ich mein Manuskript abgebe, mir anschauen, was es in Bern über den großen Gelehrten gibt.

Im Bernischen Historischen Museum ist die Hauptattraktion eine Ausstellung über die chinesischen Terrakottakrieger, die noch bis November dauert. Man kauft sein Ticket und geht eine Rampe empor, und dann empfängt einen eine stählerne Abschrankung mit Geräten, die das Ticket erfassen, und fotografieren darf man nicht (warum nicht?), und man hat das Gefühl, man dringe in einen Hochsicherheitstrakt ein und sei im Museum nur geduldet, so top secret ist alles. Da sind mir die kleinen, leeren Museen lieber wie das naturhistorische in St. Gallen oder die Indianerausstellung in Zürich.  

Aber Einstein muss sein. Im gläsernen Lift nach oben. Natürlich, die Ausstellung ist toll gemacht und reichhaltig. Man erfährt gleich etwas über die jüdischen Wurzeln der Einsteins und das Judentum, dann wird man ins München um die Jahrhundertwende geführt, und sogar dem Bier ist ein Kurzfilm und eine schöne Ecke gewidmet. Albert Einstein wurde 1879 in Ulm geboren, aber schon im Jahr darauf ließ sich die Familie in München nieder, Albert besuchte das Luitpold-Gymnasium und litt ziemlich, weil es da streng zuging.  Hermann (sein Vater) und Jakob (Onkel) hatten 1880 eine Firma gegründet, beleuchteten 1886 das Oktoberfest und diverse Stadtteile, aber dann, 1895, wurde das Geld knapp, und die Firma ging unter. Die Eltern Einstein entflohen nach Mailand, und Albert ging von der Schule ohne Abschluss ab. Er holte die Matura (das Abitur) dann in Aarau nach, studierte in Zürich, und sein Freund Marcel Grossmann verhalf ihm zu einer Anstellung am Eidgenössischen Patentamt in Bern, das Einstein ein »weltliches Kloster« nannte. Er verdiente gut und hatte genug Zeit, über Physik nachzudenken, heiratete Mileva, sie bekamen einen Sohn, und alles sah gut aus.  

Es ist wirklich große Museums-Kunst, wie man in Bern durch die Epochen wandert und alles erfährt, was wichtig ist. 1905 veröffentlichte Albert Einstein seine revolutionären Arbeiten, erfuhr 1910 endlich Anerkennung, wurde Professor in Zürich, Prag, wieder in Zürich, und 1914 wollte ihn Berlin haben. 1919 war er dann weltberühmt. Bis 1932 wirkte er in Berlin, aber dann wurde das Leben unerträglich. Einstein war zwar nicht religiös erzogen, aber er war Jude.

1933 reiste er in die USA aus, und sein Vermögen blieb zurück. Die Schweiz rührte keinen Finger, um Einsteins Kapital zu retten. Die Villa und alles Geld blieben den Deutschen. Das Museum zeigt Berlin in den 1930-er Jahren und die USA in den 1950-er Jahren, mit Objekten und Filmen und Schriftstücken. Einstein war nunmehr 54 Jahre alt und forschte noch 20 Jahre in Princeton. 1955 im April starb er; eine letzte Operation lehnte er ab.  

In seinen letzten Jahren holten ihn nach dem Frühstück seine Assistenten mit dem Auto ab und brachten ihn ins Institut, und dann wurde Physik betrieben bis Dienstschluss. Von Mileva war er getrennt, seine Kusine Elsa, die er geheiratet hatte, starb 1936. Scheint ihm nicht viel ausgemacht zu haben. Er war öfter verliebt, kümmerte sich nicht um Konventionen, hatte Humor, engagierte sich für humanitäre Belange. 1999 ernannte ihn das Time-Magazin zum Mann des 20. Jahrhunderts. Einstein war ein Vorbild: ein Mensch, ein engagierter, guter, ganz normaler Mensch.

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