Alfred Russel Wallace

Die Entstehung der Arten durch Variation und natürliche Selektion – also die Evolutionstheorie – ist untrennbar mit Charles Darwin (1809-1882) verknüpft. Doch Alfred Russel Wallace hatte eine ähnliche Theorie, und weil Darwin zu lange mit der Veröffentlichung seiner Ergebnisse zögerte, kamen sie im Sommer 1858 gleichzeitig damit heraus. Russel Wallace starb heute vor 100 Jahren.

Zu diesem Anlass gibt es auch ein neues Buch: Matthias Glaubrecht: Am Ende des Archipels. Alfred Russel Wallace. Er war 25 Jahre alt, als er nach Brasilien reiste. 1852 kam er mit seinen Ergebnissen zurück, arbeitete seine Theorie aus und verbrachte die Jahre von 1854 bis 1862 auf dem Malaiischen Archipel, wo er Tausende Arten klassifizierte. Charles Darwin wusste, dass seine Kollege auch die Evolution begriffen hatte. Sein Buch On the Origin of the Species 1859 machte ihn dann berühmt.  

Als Alfred Russel Wallace wieder in England lebte und durch unglückliche Spekulationen viel Geld verloren hatte, half ihm Darwin, eine feste Stelle zu bekommen, was erst 1881 gelang. Ein großes Problem dabei war, dass der Gelehrte seit 1865 dem Spiritualismus anhing, also an die Kommunikation mit Geistern glaubte. Von 1871 bis 1898 schrieb er 18 lange Artikel darüber 

Michael Tymn, ein auf Hawaii lebender US-Parapsychologe, hat in seinem Blog anlässlich des Todestags einige Aussagen des Wissenschaftlers zusammengetragen, sozusagen ein Interview mit ihm geführt 

25 Jahre sei er ein Skeptiker gewesen, schilderte Alfred Russel Wallace, aber nachdem er Phänomene miterlebt habe, habe er begonnen zu recherchieren. »Wenn ich nun meine Meinung geändert habe, geschah es durch die Kraft der Beweise.« Er schrieb über die Hypothese, es gebe Geister: »Warum sollte sie unwissenschaftlich sein und schlechter als andere, wenn sie es schafft, eine Menge Phänomene verständlich zu erklären, woran andere Hypothesen scheitern?« 

Und er erklärte: »Meine Position ist die, dass die spiritualistischen Phänomene als Ganzes keiner weiteren Bestätigung bedürfen. Sie sind so gut bewiesen, wie Fakten in anderen Wissenschaften bewiesen sind.« 100 Jahre nach dem Tod von Alfred Russel Wallace gilt dies immer noch, wie ich meine, doch in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit gibt es das alles nicht. Was unsichtbar ist, existiert für die meisten nicht. Geister sind unterhaltsam und passen in Romane.  

Als unser Mann noch lebte, war der Spiritualismus durchaus Thema. Heute ist es noch ein versprengtes Häuflein, das die Tradition hochhält. Aber das ist nicht schlimm. Wir wissen einfach mehr, und das ist ein gutes Gefühl.

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