Horst Poser

Horst Poser war mein Onkel. Er fiel am 10. Oktober 1941, wie angenommen wird, ganz in der Nähe von Moskau. Meine Mutter gab mir seine letzten Briefe an die Eltern mit, seinen Wehrpass, das Kondolenzschreiben seiner Einheit, die Skizze, wo sein Grab liegt. Unschätzbare Dokumente, denn von Horst wusste ich wenig. Aus den Jahrestagen von Uwe Johnson: »Horst Papenbrock, der der im braunen Hemd  und Schulterriemen zum Abendessen kommt … Horst Papenbrock, der in der S.A. nichts werden kann, weil sein Vater keine Lastwagen für Propagandafahrten übers Land herausrückt. Horst Papenbrock, der eine kleine, nahezu weiche Stimme bekommt, wenn er seinen Vater um Spenden für die S.A. anfleht.«

Horst Papenbrock war Lisbeths Bruder, die Hinrich Cresspahl heiratet und 1933 Gesine Cresspahl zur Welt bringt, die Heldin der Jahrestage. Die S. A. war die Sturmabteilung, die in Konkurrenz stand zur S. S., der Schutzstaffel. Im Sommer 1934 brachte die SS die gesamte Führungsspitze der SA während des Röhm-Putschs um und entschied den Machtkampf für sich.

Mein Onkel Horst kam zur SS, weil er groß gewachsen und wie der geborene SS-Mann aussah. Wahrscheinlich fühlte er sich geehrt. Er gehörte zur 5. Kompanie des SS-Infanterieregiments Deutschland, nahm an der Einnahme Belgrads im April 1941 teil, kämpfte an der Beresina und starb bei Kobylkina.

Horst Posers Wehrpass

Er war der ältere Bruder meines Vaters (1927 geboren) und der Liebling der Mutter. Und gerade er »blieb im Felde«! Ich glaube, mein Vater hat immer um die Gunst seiner Mutter gekämpft, zivil, vielleicht erfolglos. Horst war Lehrling bei der Molkerei Ländle in Weisenhorn, wo er im ersten Lehrhalbjahr 60 Reichsmark verdiente. Im Oktober 1939 wurde er eingezogen, war im ersten Halbjahr 1940 an der Westfront, und im Juni 1941 tat er sich zum ersten Mal im neuen russischen Operationsgebiet um. Sein vermutlich letzter Brief stamm tvom 1. August 1941, da beklagt er Zigarettenmangel und schreibt: »Es grüßt euch und Manfred Euer Horst.«  Dann kam die Nachricht seines Todes. Der SS-Rottenführer, der Obergefreite Horst Poser, starb bei Kobylkina den »Heldentod«.

Der SS-Hauptscharführer kondolierte brieflich am 16.10.1941, die Sterbeurkunde stammt vom 10. Februar 1942. Für die Eltern gab es noch eine Lageskizze des Grabs.

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