Rescue Days

Gestern waren nebenan, in Heitersheim, die Rescue Days. Ich glaube aber, es war nur dieser eine Tag, und Feuerwehrmänner zeigten, wie gut sie retten können, Stil 9/11, ziemlich spektakulär anscheinend, aber ich habe die Veranstaltung mit dem Rad weiträumig umfahren.

Retten müsste man die ganze Gesellschaft und den Menschen, vor allem vor sich selbst. Rettung auf der Straße ist ja wichtig, es passiert ja immer was (ich bin eben in Heitersheim verunglückt, weil eine Frau mir mit dem Auto die Vorfahrt nahm), weil die Leute rastlos und oft pfeilschnell unterwegs sind. Aber hier ist noch alles ruhig, paradiesisch sozusagen, der Bürger pflegt seinen Garten und sein Fortkommen, ist meistenteils friedlich und trennt seinen Müll akribisch.

Aber dennoch herrscht eine gewisse spirituelle Leere. Zwei Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung waren interessant. In dem einen ging es um die vielen Kircheneinbrüche und Diebstähle von Kunstwerken in Nordrhein-Westfalen mit dem Fazit: Den Menschen ist nichts mehr heilig. Ein Autor schrieb einen langen Artikel über die romantische Liebe, die Religion unserer Zeit. Überall Herzen, aber keine Kreuze mehr. Liebe in allen Filmen und Büchern; Zweisamkeit als Ziel.

Die dann wieder zerbricht, weil es wohl nur darum geht, sich selbst zu verwirklichen, weiter zu kommen; und wenn das nicht mehr klappt, geht man eben weiter, zum nächsten Partner. Schon bei Ibn Arabi vor fast 1000 Jahren war der Liebespartner ein Avatar Gottes, es ging um alles, nur fehlt heute dieser Hintergrund: Liebe ist nur ein vages, seliges Gefühl wie ein verlängertes Weihnachten, dennoch hoch aufgeladen und zusammen mit der Karriere die Maßzahl für ein geglücktes Leben.

Viel Egoismus. Nicht einmal im Angesicht der Zerstörung weiter Flächen unseres Erdballs mit klimatischen Folgen, die nicht absehbar sind, gelingt es dem Menschen, sich Einhalt zu gebieten. Der WWF (World Wildlife Fund) hat wieder eine Studie vorgelegt, in der es heißt, der Mensch verbrauche jedes Jahr 50 Prozent mehr, als die Erde reproduzieren kann. In den vergangenen 40 Jahren hat sich die Zahl der Menschen verdoppelt, die Zahl der Säugetier-Arten jedoch verringert (um ein Drittel), und die Zahl der Fische ging sogar auf ein Viertel zurück. In 40 Jahren!

Man sieht nicht, woher da Rettung kommen könnte. Der Mensch muss sich selbst erlösen, schafft es aber nicht.

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