Georg Trakl

Heute vor 100 Jahren starb der österreichische Lyriker Georg Trakl in Krakau. Er wurde 27 Jahre alt. Die Zustände und Umstände der Schlacht von Grodek, als Trakl, der Feldapotheker, alleine hundert Verletzten helfen musste, hatten ihn zermürbt. Er nahm sich das Leben. Seine Gedichte aber sind weitherum bekannt geworden.

Am Abend tritt (um 19 Uhr) im Rahmen der Ausstellung Uniform und Eigensinn im Museum Sammlung Prinzhorn in Heidelberg Carola Schlüter (Sopran) auf, die von Olaf Joksch am Klavier begleitet wird. Lieder auf Texte von Georg Trakl bringt die Sängerin zu Gehör. Museumsleiter Thomas Röske spricht zur Einführung.

Die Vertonungen stammen von Wolfgang Rihm, Heinz Holliger, Theodor W. Adorno (oho!) und Martin Schmalz. Trakls Gedichte haben auf viele Menschen eingewirkt. Diese Gedichte sind vollendet in Lautgestalt und Rhythmus und verkörpern Dunkelheit und den Irrsinn besser und knapper, als alles, was sonst geschrieben wurde. Am Gymnasium war in der Auswahl, aus der man sich für Interpretation bedienen konnte, immer ein Trakl-Gedicht (und eins von Gryphius oder Opitz).

Da war man dann in Gefahr, zu sehr die formalen Elemente zu betonen, weil seine Gedichte so gut gebaut sind; aber dann ist diese Intensität fast zuviel, heute hält man einen Satz wie Wenn schwarz der Tau tropft von den kahlen Weiden fast nicht mehr aus. Trakl hatte bei all der Tragik, die seinen Gedichten innewohnt, indessen auch ein Leben, das er lebte und vermutlich auch genoss, und man muss an Franz Kafka denken, den Anstaltssekretär bei einer großen Versicherung, der zehn Jahre später, 1924, starb. Trakl hat sogar einmal Else Lasker-Schüler kennengelernt.

Hier zwei weniger bekannte Gedichte von Trakl, der übrigens in Salzburg geboren wurde und Pharmazie studierte. Hier geht’s natürlich um den Herbst, und da findet der Dichter auch anmutige Töne.

Verklärter Herbst

Gewaltig endet so das Jahr
Mit goldnem Wein und Frucht der Gärten.
Rund schweigen Wälder wunderbar
Und sind des Einsamen Gefährten.

Da sagt der Landmann: Es ist gut.
Ihr Abendglocken lang und leise
Gebt noch zum Ende frohen Mut.
Ein Vogelzug grüßt auf der Reise.

Es ist der Liebe milde Zeit.
Im Kahn den blauen Fluß hinunter
Wie schön sich Bild an Bildchen reiht –
Das geht in Ruh und Schweigen unter.

In den Nachmittag geflüstert

Sonne, herbstlich dünn und zag,
Und das Obst fällt von den Bäumen.
Stille wohnt in blauen Räumen
Einen langen Nachmittag.

Sterbeklänge von Metall,
Und ein weißes Tier bricht nieder.
Brauner Mädchen rauhe Lieder
Sind verweht im Blätterfall.

Stirne Gottes Farben träumt
Spürt des Wahnsinns sanfte Flügel.
Schatten drehen sich am Hügel
Von Verwesung schwarz umsäumt.

Dämmerung voll Ruh und Wein;
Traurige Guitarren rinnen.
Und zur milden Lampe drinnen
Kehrst du wie im Träume ein.

(Und ein weißes Tier bricht nieder … Das ist sehr oft zitiert worden. Da sieht man, wieviel Kraft in einem einzigen Satz stecken kann, der ein ungewöhnliches, sprechendes Bild enthält. Es steckt Tragik darin und auch Schönheit, eine gewisse Schönheit des Todes, die vielleicht nur der Unschuld zuteil wird – weiß und das Tier, das ist eine Verkörperung der Reinheit.)

 

 

 

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