Der Hundert-Euro-Schein

Es war ein grüner Schein im Wert von hundert Euro, den ich im Geldbeutel trug, außerdem noch sieben in Kleingeld. Ich wollte zum Markt nach Mulhouse, gestern Vormittag war das, und mir darum vorher noch kleinere Scheine holen. Die Pointe kommt später …

Plötzlich war ich in Heitersheim und hatte vergessen, bei meiner Dorf-Bankfiliale Station zu machen. Also ging ich in die Heitersheimer Bank und bat, mir rasch die hundert Euro zu wechseln. Das junge Mädchen legte den Schein in einen großen Kasten, wo er eingezogen wurde, dann drehten sich Bürsten und Walzen. Das nahm eine Weile in Anspruch, währenddessen schaute sie in einen entfernten Bildschirm, kam dann zurück, klaubte das Geld aus dem Kasten und gab es mir.

Das gehört nur am Rande hierher. Überall Maschinen. Früher hätte man in eine Schublade gegriffen, und nach zehn Sekunden hätte ich die Scheine gehabt.-So ist das heute. – Ich fuhr nach Grißheim, wollte mir etwas aufnotieren und dazu beim Landbäcker Kern noch einen Kaffee und einen Bienenstich zu mir nehmen. Saß also gemütlich da und schrieb, und eine Frau zahlte an der Kasse in meinem Blickfeld. Sie hielt plötzlich zwei Fünfziger-Scheine hoch.

Sie hätte am Bankomaten nur Fünfziger bekommen, sagte sie, und hätte gern dafür einen Hunderter-Schein. Hörte ich richtig? Das war kurios. Ich rief ihr zu, dass ich erst vor einer Viertelstunde einen Hunderter gewechselt hätte. Meine Rechnung beim Landbäcker machte fünf. Ich hätte also einfach losfahren können, und das Geld wäre mir hier bequem gewechselt worden!

Ich fand es bedenkenswert. Denn wann kommt es schon vor, dass jemand einen größeren Schein will, und gerade einen Hunderter? Meistens wollen die Leute größere Scheine in kleinere eintauschen. Und gerade an diesem Vormittag, als in meinen Gedanken dauernd dieser blöde Hunderter war! Es schien, als hätten sich meine Gedanken materialisiert; eine klare Synchronizität war das.

(Und dann gibt’s noch einen aparten Aspekt in dieser Geschichte: Ich hatte nämlich eine Woche zuvor den wandernden Handwerkern, weil es so viele waren, in einer Anwandlung von Großzügigkeit zwei Fünfziger geschenkt und mich dafür zu Hause mit eben diesem Hunderter wieder »aufmunitioniert«. Ich war aus dem Elsaß gekommen, sie waren unterwegs zu Fuß nach Grißheim, wo ich … nun meine zwei Fünfziger wieder bekommen hätte. Vielleicht ist ja die Welt im Urgrund so konstruiert: wie eine wunderbar aufgehende Mathematikaufgabe.)

Man kann aber auch zu dem Schluss kommen, dass ich in aller Ruhe und sorglos losfahren hätte können; mein Wunsch hätte sich von selbst erfüllt. Vielleicht haben wir einfach zu wenig Vertrauen ins Universum und seine Freigebigkeit. Unsere Wünsche wandern hinaus in die Welt, und ihre Erfüllung wird bereits vorbereitet, weil der Große Geist die Güte selbst ist. Wir müssen nur vertrauensvoll abwarten. Warum haben wir dieses Vertrauen so selten?

 

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.