Contactees

Das gestern erwähnte Buch von George E. Moss bringt mich zur Ufo-Szene, da der Autor selbst ja von intergalaktischer Kommunikation spricht. Seit den 1950er Jahren gab es vor allem in den USA die »Contactees«: Menschen, die angeblich in Kontakt mit engelsgleichen Bewohnern anderer Sphären waren, die ihnen Weisheiten verrieten. Es war eine Art Religion.

Einer war der Amerikaner George Van Tassel, der sich eine Erdhöhle gebaut hatte, in der er saß. Meist hockten 60 bis 70 Jünger um ihn herum, die sangen und beteten und dann warteten, ob Van Tassel Kontakt bekam. Billy Meier aus Bülach, 1937 geboren, schrieb 45 Bücher mit Kundgaben von den Plejadern. Er gründete 1975 in Hinterschmidrüti  den Verein FIGU im Silver-Semjase Star Center, und mit dem Rad war ich in den 1990er Jahren einmal dort, ohne etwas Bestimmtes zu wollen; ich glaube, ich wollte nur die seltsame, paranoide Atmosphäre einer Sekte verspüren.

Meist scharen sich die Anhänger um einen charismatischen Guru. Er weiß mehr, er steht angeblich in Verbindung mit höheren Quellen, und vielleicht ist es nicht so wichtig, ob es Jesus ist oder ein Wesen von outer space. Da eröffnen sich Werte und erklingen Worte, die sonst verschüttet sind oder von der Mehrzahl der Menschen nicht gehört werden. Da macht sich etwas Unterdrücktes bemerkbar.

Der Philosoph Heinz Bergfleth schrieb (1975): »Der neuzeitliche Mensch, der Mensch des Kapitalismus, vergisst nicht bloß die Welt, sondern er stopft sie so voll mit seinen Waren-Gegenständen, dass er sie gar nicht mehr sehen kann. Und die Philosophen aller Couleur bestätigen diese Verdinglichung, indem sie vor diese Welt die Verbotstafel setzen: ›Vorsicht, nicht betreten, nicht identifizierbarer Gegenstand!‹ Leider macht dieser metaphysische Gegenstand sich nunmehr von selbst bemerkbar, die verstümmelte Natur wird rebellisch, und wenn wir weiter fortfahren, sie zu ignorieren, so wird sie uns den Garaus machen.«

St. Gallen

Carl Gustav Jung hat sich als alter Mann dem Ufo-Mythos gewidmet. Ein moderner Mythus schrieb er 1959. »Man könnte unschwer vermuten, dass es der Menschheit auf der Erde zu eng wird, und dass sie ihrem Gefängnis entfliehen möchte.« Das runde Ufo sei wie ein Mandala, das die seelische Ganzheit beschreibe. Es sei bezeichnend, dass dieser Archetypus eine technische Form annehme. Das passe in unsere Zeit. Das Selbst tritt in Erscheinung als Symbol, das den ganzen Menschen ausdrückt.

Die außerirdischen Besatzungen und die Sternenwesen kommen ja vielleicht nicht von weit her, sondern aus dem Inneren der Menschheit und wurden nach draußen projiziert. Sie melden uns, was fehlt: Liebe, Brüderlichkeit, Respekt, Verständnis, Güte, Demut. Die Religionen wollen den Menschen ganz und heil machen (heil, holy: heilig, whole: ganz), indem sie ihm mitteilen, wo seine Defizite liegen. Es sind Botschaften des Menschen an den Menschen. Kehre um!

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