Das himmlische Jerusalem

Carlo Levi zitiert nicht nur den Horror aus der Johannes-Apokalypse, sondern erinnert auch an die Schilderungen des Paradieses, des »himmlischen Jerusalem«. So kam ich darauf. Da geht es hin.

Es wird vielleicht kein konkreter Ort sein, sondern das, was wir uns selber aufgebaut haben – unser geistiges Ambiente sozusagen. Jesus erzählt ja von den fünf klugen Jungfrauen — und von den fünf törichten, die nicht bereit waren für die Ankunft des Herrn. Wir sollten immer bereit sein, das himmlische Jerusalem ersehnen und ihm auch hier auf Erden den Boden bereiten. Johannes schreibt (21,1-2):

Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; … Ich sah die Heilige Stadt, das neue Jerusalem, herniedersteigen aus dem Himmel von Gott her, gekleidet wie eine Braut, die geschmückt ist für ihren Mann. (…)

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Ein Engel sagt, er wolle ihm »die Braut zeigen, die Frau des Lammes« (21,10-23):

Und er entrückte mich im Geist auf einen großen Berg und zeigte mir die Heilige Stadt Jerusalem . … Der Bau ihrer Mauer war aus Jaspis, und die Stadt war lauteres Gold, rein wie Kristall. Die Grundsteine der Mauer der Stadt sind geschmückt mit aller Art Edelgestein: der edelsteineerste Grundstein ein Jaspis, der zweite ein Saphir, der dritte ein Chalzedon, der vierte ein Smaragd, der fünfte ein Sardonyx, der sechste ein Sardion, der siebente ein Chrysolith, der achte ein Beryll, der neunte ein Topas, der zehnte ein Chrysopras, der elfte ein Hyazinth, der zwölfte ein Amethyst.

Die zwölf Tore sind zwölf Perlen, jedes einzelne Tor aus einer einzigen Perle. Der Platz der Stadt ist lauteres Gold, klar und hell wie Kristall. Einen Tempel sah ich nicht in ihr; denn ihr Tempel ist der Herr, Gott, der Allherrscher, und das Lamm. Die Stadt bedarf weder der Sonne noch des Mondes, dass sie scheinen in ihr; denn ihre Leuchte ist das Lamm. (…) Nacht wird nicht mehr sein, und man braucht nicht das Licht einer Lampe oder das Licht der Sonne; denn Gott, der Herr, wird leuchten über ihnen, und sie werden herrschen in alle Ewigkeit.

Kein Tempel in der Stadt, keine Kirche, denn die Große Unendlichkeit ist da. Keine Religion mehr, keine Regeln, weder Gebote noch Verbote. Mit der Offenbarung des Johannes endet die Bibel, das Buch der Bücher. Man kennt den Beginn:

Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war wüst und leer, Finsternis lag über der Urflut, und der Geist Gottes schwebte über den Wassern. Da sprach Gott: »Es werde Licht!« Und es ward Licht. Gott sah, dass das Licht gut war.

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Gott sprach. Der Logos und sein Klang brachten die Welt in die Welt. Heilige Worte, die Majestät der Sprache. Am Ende, nach über 1900 Seiten in meiner Bibel, mahnt Johannes (22,18-21), womit das Große Buch schließt:

Ich bezeuge jedem, der die prophetischen Worte dieses Buches hört: Wenn einer etwas hinzufügt, über den wird Gott all die Plagen bringen, von denen geschrieben ist in diesem Buche. Und wenn einer etwas wegnimmt von den Worten dieses prophetischen Buches, dem wird Gott seinen Anteil wegnehmen am Baum des Lebens und an der Heiligen Stadt, wovon geschrieben ist in diesem Buche. Der dies bezeugt, spricht: Ja, ich komme bald! Amen! Komm, Herr Jesus! Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit allen Heiligen! Amen!

Das Wort, das heilige Wort. Damals herrschte Endzeitstimmung. Bald würde der Herr kommen. Er kommt für jeden, der diese Erde verlässt und der nicht gefrevelt hat.

Soeben hinübergegangen ins himmlische Jerusalem: der Bassist John Wetton, 67 Jahre alt, dessen Stimme King Crimson bereichert und veredelt hat, meine Lieblingsband for ever. Ihr hört und seht ihn hier mit einer Aufnahme von Fallen Angel, einem Song, der mich früher immer zu Tränen gerührt hat; zu beachten das anziehende Geschöpf an seiner Seite: Leslie Hunt, die Sängerin von District 97. Und dann noch ein Link zu den Titeln Starless und Easy Money, alles aufgenommen in New York 2013. Mit Greg Lake ist neulich eine Stimme von King Crimson aus den 1970-ern von uns gegangen, aber zum Glück gibt es noch den Sänger der späteren Crims, Adrian Belew.     

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