Der Soldat

Bis vor 150 Jahren war Soldat ein ziemlich normaler Job. Junge Männer wurden in den Dienst gepresst oder auch angeworben, man konnte (in den seltensten Fällen) auch Karriere machen. Es gab viele größere und kleinere Kriege, und im 18. Jahrhundert und früher war es wohl ein hartes Leben, für deren Härte man sich mit Plündereien und Vergewaltigungen schadlos hielt.

Ich komme eigentlich nur darauf, weil ich zwei Gedichte von Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857) vorbringen wollte. Aber zuerst noch den Anfang einer Märchens der Gebrüder Grimm, Das blaue Licht: »Es war einmal ein Soldat, der hatte dem König lange Jahre treu gedient; als aber der Krieg zu Ende war, und der Soldat der vielen Wunden wegen, die er empfangen hatte, nicht weiter dienen konnte, sprach der König zu ihm: ›Du kannst heimgehen, ich brauche dich nicht mehr; Geld bekommst du weiter nicht; denn Lohn erhält nur der, welcher mir Dienste dafür leistet.‹ Da wusste der Soldat nicht, womit er sein Leben fristen sollte: ging voll Sorgen fort und ging den ganzen Tag, bis er abends in einen Wald kam. Als die Finsternis einbrach, sah er ein Licht, dem näherte er sich und kam zu einem Haus, darin wohnte eine Hexe.« 

Aus meinem Märchenband von 1937. Bild: Ruth Koser-Michaels

Für sie arbeitet er, findet das blaue Licht, zündet sich damit seine Pfeife an, ein Männlein erscheint und will ihm einen Wunsch erfüllen, und so geht die Geschichte ihren Gang. Das Märchen ist in schöner deutscher Prosa geschrieben, und wunderbar sind die vielen Semikolons (ich liebe sie; ein Verleger sagte mir einmal: bloß keine Semikolons!;;;;;;!!) und Doppelpunkte, die den Text gut strukturieren. Heute läuft alles planlos dahin, im Fließtext und im Plapperton vor allem in der Werbung, wo zwar Geld da ist, aber keine Lust, sich mit der Sprache Mühe zu geben.   

Der Soldat heißen zwei Gedichte von Eichendorff. Das erste ist kurz, fast lapidar, und in 6 Zeilen haben wir die vier Adjektive flüchtig, schnell, geschwind und rasch. Darum geht’s ja. Das wildschöne Kind ist ein himmlischer Begriff, und die letzte Zeile steht einfach so da, unfeierlich, wie der Tod nun mal ist:  

Wagen musst du und flüchtig erbeuten,
Hinter uns schon durch die Nacht hör ichs schreiten,
Schwing auf mein Ross dich nur schnell
Und küss noch im Flug mich, wildschönes Kind,
Geschwind,
Denn der Tod ist ein rascher Gesell.  

Das zweite ist mein Lieblingsgedicht Eichendorffs. Klar, die Vision des Paradieses.

Und wenn es einst dunkelt,
Der Erd bin ich satt,
Durchs Abendrot funkelt
Eine prächtige Stadt:

Von den goldenen Türmen
Singet der Chor,
Wir aber stürmen
Das himmlische Tor.

 

 

Ein Kommentar zu “Der Soldat”

  1. Regina

    Lieber Manfred,

    …das fällt mir dazu ein (Zitat? ich glaub Rumi?)

    Seine Seele entfloh dem Leib und dem Weh der Welt und tanzte mit dem Wind von der Erde hinweg.

    Grüße, Regina