Don Camillo (2)

Die Don-Camillo-Geschichten wurden nach dem Zweiten Weltkrieg geschrieben. Sie spielen 30 Jahre zuvor, Anfang der 1920-er Jahre, und bei aller Grobheit wirken die Roten (die Kommunisten) wie leicht fanatisierte Bauernburschen. Doch schon ab 1925 rollten die Faschisten unter Mussolini das Land auf. Damit hörte jeder Spaß auf.

Guareschi porträtiert die Roten, die rot gekleidet auf Lastwagen in das Dorf einfielen, 30 junge Mann und 5 Mädchen, soffen und Witze rissen. Opernarien sangen sie nicht schlecht. In der Episode Die Städtischen kommt Don Camillo auf dem Rad vorbei, und sie kommentieren: »Schau dir das an, ein Rennpriester!«

Ipswich, South Dakota: Ein Landpriester radelt in die Stadt. Foto von John Vachon, 1914-1975. Dank an: Library of Congress, Wash. D. C.

Ipswich, South Dakota: Ein Landpriester radelt in die Stadt. Foto von John Vachon, 1914-1975. Dank an: Library of Congress, Wash. D. C.

Don Camillo steckte dies ruhig ein und fuhr durch das Gelächter wie ein Panzer durch einen Strohhaufen. Als er dann das Straßenende erreichte, kehrte er zurück, anstatt nach Hause abzubiegen. Sein zweiter Durchgang hatte einen noch größeren Erfolg als der erste, und die rote Menge aus der Stadt schrie ihm einstimmig nach: »Nur fest, Dickdarm!«

Beim dritten Durchgang musste Don Camillo »Sack« hören. Er hatte aber »Nerven wie aus Stahl und beherrschte sich phantastisch«. Er würde sich nicht herausfordern lassen, ― doch dann, Überraschung, widerspricht er sich selbst (ein weiterer Kunstgriff des Autors).

Daraufhin bremste er, warf das Fahrrad beiseite, trat an die Gruppe heran, ergriff den Tisch, zog ihn unter den Leuten heraus, erhob ihn und schmiss ihn mitten in den Schwarm.

Der Häuptling aus der Stadt schreit: »Sie sind kein Preister, Sie sind ein faschistischer Aktivist! … Sie sind ein kompletter faschistischer Stoßtrupp!« Da wird der Gegner erwähnt, der ab 1925 zwei Jahrzehnte lang Italien im eisernen Griff halten sollte.

Das Nachspiel: Es entspinnt sich ein Dialog mit Jesus, der Don Camillo zu drei Tagen Fasten verurteilt, während der er versuchen solle, nicht zu rauchen. Der Bischof (alt, klein, weiß) lädt ihn vor; fünfzehn Verletzte, das ist nicht spaßig. Er habe das doch nicht alleine geschafft. Doch, beharrt Don Camillo. Er möge es beweisen, meint sein Vorgesetzter. Nur zu! Er warte. Also hebt der bärenstarke Priester einen Tisch hoch und wirft ihn in die Ecke, wo er zerbricht. Der Bischof resigniert. Don Camillo werde nie Bischof werden. Als ein Angestellter eintrifft, sagt der Bischof zu dessen Verblüffung, er habe sich leider geärgert und den Tisch zerstört.

Zu unserem Don Camillo sagt er: »Gehe in Frieden, du Musketier des himmlischen Königs. Und ich danke dir, dass du so geschuftet hast, um einen armen alten Bischof ein wenig zu unterhalten.«

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