Dead Men Talking
Vor 100 Jahren endete der Erste Weltkrieg. Ein paar junge englische Soldaten meldeten sich danach über Medien zu Wort und schilderten, wie es nach dem Tod zugeht. Michael Tymn, Autor des Buchs Dead Men Talking, erzählt uns die Geschichte in einem Blogbeitrag.
Der Buchtitel ist hübsch, spielt er doch auf den Film Dead Man Walking (1995) an mit Sean Penn in der Titelrolle. Die Dead Men Talking, die im Mittelpunkt des Buches stehen, waren Raymond Lodge, Robert Boylan, Thomas Dowding, Rolf Little und Claude Herschel Kelway-Bamber. Letzterer war mit 20 Jahren am 11. November 1915 in seinem Flugzeug in der Luft erschossen worden und ruht auf einem belgischen Friedhof, wie sein Datenblatt sagt. Es gab ihn.
Seine Mutter schrieb 1919 ein Buch über Claudes Korrespondentenberichte aus dem Jenseits, die das berühmte Medium Gladys Osborne Leonard (1992-1968) erreichten: Claude’s Book. Es kann hier ganz gelesen werden, und die Fortsetzung ist auch auf der Seite Spiritwritings zu finden, Rubrik Future Life in the Spirit World.
Im Folgenden ein paar Auszüge:
Es gibt hier so vieles, das nur schwer in Wörter gefasst werden kann, damit es andere beeinflusst wie uns ein großes strahlendes Licht – die Wahrheit. Wir spüren sie, wir bewegen uns in ihr, wir atmen sie; aber es ist ein zu großes und erhabenes Ding, um es in einer Stunde rasch zu erklären … Wir sind näher dran am Unendlichen als ihr.
Ich weiß nun, dass der ganze Fehler dain liegt, den Tod als Ende der ›Aktivität‹ zu sehen mit einer Wiedererweckung nach unbestimmter Zeit, wogegen es in Wirklichkeit nur ein Geschehen in einem kontinuierlichen Leben ist, wenn auch ein sehr wichtiges. Deine Gefühle, deine Erinnerung, deine Liebe, deine Interessen und Ziele bleiben erhalten; alles, was du zurückgelassen hast, was man am Anfang gar nicht begreifen kann, ist der physische Körper, der, wie wir sehen, nur die Hülle des spirituellen ist, damit dieser in einer materiellen Welt funktionieren kann. In Wahrheit ist der Mensch ein Geist und hat einen Körper, nicht umgekehrt.
Claude erzählte Frau Leonard, sein Geistkörper sei am Anfang exakt wie sein physischer Körper gewesen, bis auf die Warze auf seinem Finger. Er fuhr fort: .
Menchen mit engstirnigem Denken sind verblüfft über die Realität, die ›Gewöhnlichkeit‹, wenn ich so sagen darf, der Geistigen Welt. Wenn sie ihnen beschrieben würde mit Lichtblitzen und violetten und grellgelben Wolken, dann würde das ihren vorgefassten Ideen eher nahekommen. Sie wünschen sich ›Geheimnis‹ vom künftigen Leben. Ich lache immer, wenn ich höre, wie sie sich beklagen und nichts von ›soliden Dingen‹ wie Häusern und Gärten in der Geisterwelt wissen wollen.
Michael Tymn diskutiert bereitwillig die These, das Unbewusste des Mediums könnte sich eingemischt und den Inhalt geprägt haben. Es geht um Verstorbene, da wird es nie hundertprozentige Sicherheit geben.
Übrigens war der erwähnte Raymond Lodge Sohn von Oliver Lodge (1851-1940), der noch vor Heinrich Hertz die elektromagnetische Strahlung entdeckte. Sein Sohn meldete sich ebenfalls durch Frau Osborne Leonard. Auch Raymond erzählte viel über die Bedingungen ihres neuen Lebens. Das Buch Raymond or Life and Death erschien 1916 und wurde ein Bestseller. Wikipedia unterschlägt es einfach, in ihrem Oliver-Lodge-Artikel gibt es das Buch nicht. Das Paranormale ist ihr peinlich, lieber manipuliert Wikipedia; was eigentlich peinlich ist, sind die dürren sechs Zeilen, die für den großen Gelehrte abfallen. In der englischen Fassung steht alles drin, und die ist richtig lang.