»Salz ist ein gut Ding, sagt Christus, der Mund der ewigen Wahrheit. Es ist das edelste und herrlichste Wesen, die höchste und größte Wohlthat Gottes in dem ganzen Reich der Natur«, schrieb 1770 Elias Artista Hermetica. Sal oder Salz ist zusammen mit Schwefel (Sulfur) und Merkur die Tria Principia der Alchemisten. Salz steht für die Erde, Sulfur für die Seele, Merkur für den Geist.

In der Prima Materia wirken die Gegensätze gut/böse und männlich/weiblich, und der Alchemist soll Schwefel und Merkur zusammenkochen und den Hermaphroditen erschaffen, die Perfektion, das göttliche Kind. Es heißt auch der rote Löwe, denn Rot ist die Farbe des Resultats, die Farbe der Liebe. Der Stein der Weisen, der ein Pulver war, wird die Welt erretten. Das dritte Element, das Salz, wurde Jahrhunderte lang nicht erwähnt, dabei steckt es als Hall oder Sal schon in der ersten Silbe des Wortes Alchemie.

Wo ich tätig bin, in dem Städtchen Sulzburg an den Hängen des Schwarzwalds, gab es wohl – der Name deutet darauf hin – Salzlagerstätten. Bergbau wurde betrieben. Eine Straße führt hinein in den Wald und in ihm hoch und endet an einem Hotel. Das war’s.

Merkur ist metallisch, schmelzbar, flüchtig, alkoholisch, ist Geist und Wasser.  Schwefel ist brennbar, fix, doch auch flüchtig und fettig, steht für die Seele und Luft und Feuer. Salz ist unverbrennbar und beständig, ist Körper und Erde. In den alten Texten vermittelt manchmal Hermes, der Herr über den Merkur, zwischen Sulfur und Sal, und Mittler brauchen wir auch bei der Heilung, wenn Seele und Körper wieder im Gleichklang schwingen sollen – wir brauchen Ärztinnen und Ärzte und Medikamente und Verfahren.

Michael Sendivogius (1566-1636) erläuterte:

Die Natur, deren Kraft in der Unterordnung unter den Willen Gottes liegt, legte zu Beginn fest, dass die vier Elemente andauernd auf einander einwirken sollten, also, in Befolgung ihres Befehls, begann das Feuer auf die Luft einzuwirken und erzeugte Sulfur, Luft wirkte auf Wasser und erzeugte Merkur, Wasser, durch seine Wirkung auf die Erde erzeugte Sal. Nur allein die Erde, die nichts mehr hatte, um darauf einzuwirken, erzeugte nichts, aber sie wurde die Amme oder die Gebärmutter dieser drei Prinzipien.

Schwefel und Merkur schufen im Erdinneren die Metalle. Dann gibt es noch das aktive Prinzip jedes Körpers, das Quintessenz genannt wird. Ihm entspricht die Lebensenergie, die Vitalkraft, prana oder Od, ein elektrisches Prinzip. Die Elektrizität wurde zwar im 19. Jahrhundert gefeiert, aber man dachte nicht weiter, nutzte sie bloß für nützliche Dinge, und gleichzeitig mit ihr entstand eine seelenlose Chemie, die synthetisierte und analysierte und die moderne Welt schaffen half. Die tiefen Gedanken dahinter verschwanden, und da wären wir heute.

Illustrationen: oben von Rolf Hannes; unten eine Tarot-Karte zur Elektrizität. 

Dieser Eintrag wurde am Sonntag, den 3. Februar 2019 um 01:24 Uhr erstellt und ist in der Kategorie Medizin zu finden. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.