Unterwegs in die Hölle

Ich geriet an ein Büchlein mit dem Titel Wie wird es in der Hölle sein? Es war für jemand anderen gedacht, aber ich nahm es an mich und las es durch, weil ich gespannt war. Klar, das ist Horror-Propaganda bibeltreuer, christlich-konservativer Kreise, aber man will wissen, was die heute denken.

Die denken das, was sie vor 300 Jahren auch schon gedacht haben, und der Text hätte (ohne aktuelle Anspielungen) auch im Jahr 300 nach Christi Geburt so erscheinen können. Für die Bibeltreuen ändert sich an der Bibel nichts, sie kommt direkt von Gott und ist heilig (die Heilige Schrift) und unberührbar; die Zeugen Jehovas denken das auch. Man sollte nicht zuviel Zeit mit diesem Machwerk aus dem Verlag Betanien verbringen; nach einer halben Stunde weiß man, was auf den 90 Seiten steht und hat die wichtigsten Zitate.

Die Bibel spricht von ewiger Höllenstrafe, und der Autor, Hans-Werner Deppe, bekräftigt das: Ewig ist ewig. Na viel Spaß. Es wird noch ärger.

DSCN2605Wer hat die Hölle verdient? Jeder. Wer wird schließlich in der Hölle sein? Jeder, bis auf jene, die im Buch des Lebens stehen. Was kann man tun, um der Hölle zu entgehen? Es gibt absolut keine gute Tat oder keine Summe von guten Werken, die auch nur eine Sünde aufwiegen oder begleichen oder ihre Vergebung abkaufen kann. … Es gibt nicht »gute« und »böse« Menschen, sondern nur erlöste und unerlöste. Die einzige Rettung liegt darin, im Buch des Lebens eingetragen zu sein. (S. 77)

Man müsse an den Herrn Jesus glauben, seine Sünden bereuen und ein neues Leben zur Ehre Gottes beginnen, dann könne man vor der Hölle errettet werden. Keine einzige Sünde mehr! Stress tritt auf. Zur Hölle mit dem Stress und mit den Sünden! Ich glaube, dass eher die Bibeltreuen in der Hölle landen als wir. Ich bin nicht davon überzeugt, dass der Herr Jesus Christus Gottes Sohn ist; das wurde von den Kirchenvätern so bestimmt. Und wieso sollte man ewig (ja, ewig!) leiden für eine böse Tat, auch wenn’s eine Todsünde war?

Was sagen die Bibeltreuen zu den Nahtod-Erfahrungen?

Poser 3Nahtod-Erfahrungen bedienen nicht nur die fleischliche Neugier, sondern verwässern das Evangelium, da sie Sündern meist eine zu optimistische Aussicht vermitteln … Dave Hunt schreibt in seinem Buch ›Die okkulte Invasion‹: »Es bleibt sich gleich, ob die mystische Erfahrung aus Drogen, Yoga, Channeling, medialer Tätigkeit, Hypnose oder aus Nahtod-Erfahrungen mit einem ›weißen Licht‹ hervorgeht. Die Ergebnisse sind fast immer dieselben: Blindheit für das Evangelium Jesu Christi … Zu den offensichtlichen Fehlinformationen, die Satan durch so genannte ›klinisch Tote‹ verbreitet, gehört die Auffassung, dass die aus dem Nahtod-Stadium Zurückgekehrten uns sagen könnten, was es bedeutet zu sterben.«

Wenn die Fundamentalisten nicht weiter wissen, nehmen sie Satan zu Hilfe. Und so, wie die Kirche es zweitausend Jahre lang versucht hat, wollen sie die Menschen in Todesangst versetzen und sie zu Sündern machen. Freilich will man nicht den Fehler der Bibeltreuen begehen und die Bekundungen der Nahtod-Zeugen für so stichhaltig halten wie diese ihre Bibel, die durchaus Elemente göttlicher Inspiration enthält, in großen Zügen jedoch ein mythisches Werk ist, das aus seiner Zeit heraus verstanden werden muss.

Jeder der Nahtod-Zeugen hat andere Erfahrungen gemacht, das Unbewusste spielt eine Rolle, und Erinnerungen sind nicht untrüglich. Doch angesichts von Tausenden Berichten darf man sicher sein, dass sie nicht nur einen Kern der Wahrheit sagen, sondern ihr ziemlich nahekommen.

LichtMan kann die Dimension, in die wir gehen, nicht zu optimistisch schildern. Das Licht der Liebe soll unbeschreiblich sein. Der Lebensrückblick zeigt uns Versäumnisse, zeigt uns, wo wir andere verletzt haben – oft aus dem Blickwinkel dieser Betroffenen – und lässt uns demütig werden. Doch niemand schläft vor sich hin, um einstens mit Trompetenschall aufgeweckt zu werden, niemand wird verdammt, niemand muss ewig in der Hölle braten. Jeder lebt sofort als Geist in einer Geistigen Welt, und sein/ihr Vorleben bestimmt darüber, wie sich sein/ihr Ambiente gestaltet. Kürzlich hat uns Victor Zammit einen Link zu Mark Macys Blog geschenkt, der detailliert die Ebenen des Jenseits beschreibt, wie er sie erforscht hat. Auf Englisch, aber wertvoll.

In der unteren Astralwelt landen Menschen, die an nichts glauben oder schuldig geworden sind. Da kann es schon freudlos zugehen. Aber – so sagen meine Berichte – jeder kann gerettet werden, wenn auch vielleicht erst nach Jahrtausenden unserer Zeit. Jeder wird sich zum Licht (und zur Quelle, die Gott ist, zum Gesetz) hin bewegen, und wenn alle das begriffen haben, und dann erst, haben wir die Stadt Zion erbaut, das himmlische Jerusalem, und leben in ihr.

 

Schön heißt es in einem protestantischen Kirchenlied:

Wie wird’s sein, wie wird’s sein, wenn ich zieh in Salem ein, in die Stadt der gold‘nen Gassen! Herr, mein Gott, ich kann’s nicht fassen, was das wird für Freude sein!

Paradies, Paradies, wie ist deine Frucht so süß! Unter deinen Lebensbäumen wird’s uns sein, als ob wir träumen. Bring uns, Herr, ins Paradies.   

    

Illustrationen: unterirdischer Radweg; zwei Bilder von Rolf Hannes.

 

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