Katzen sehen Gespenster

Haustiere sind Tiere und keine Menschen. Das sollte man nicht vergessen. Weil sie Tiere sind, nehmen sie die Welt anders wahr, sehen und spüren viel mehr, vielleicht 100 Mal mehr als wir. Und so sehen Katzen manchmal Geister oder Gespenster. Giulio Caratelli hat vier Fälle aus der Psi-Literatur vorgestellt.

Gatto e fenomeni di apparizioni, nannte Caratelli seinen Beitrag im Oktober-Heft von Il Mondo del Paranormale. Il gatto = die Katze. Und es geht um die apparitions, wie sie Englischsprachige nennen: Erscheinungen. Dieser pauschale Begriff enthält vieles, etwa die erdgebundenen Geister von Verstorbenen, aber auch die flüchtige Erscheinung im Augenblick des Todes oder davor: die crisis apparitions.

06681rHinein! Der erste Fall. An einem Abend des Jahres 1845 saß eine Dame vor dem Zubettgehen vor dem Kamin ihres Hauses in Boulogne-sur-Mer am Ärmelkanal. Ihre alte Mutter schlief schon, ihre Katze auch, verknäult in ihrem Schoß. Plötzlich wurde das Tier unruhig und geriet in Panik, machte den Katzenbuckel und fauchte. Da hob die Dame den Kopf und sah eine Gestalt im Sessel sitzen, den sonst ihre Mutter innehatte.

Sie war gut gekleidet, sah aber hässlich aus: wie eine alte Hexe, böse und mit aufgerissenen Augen. Die Zeugin war wie gelähmt und brachte keinen Ton heraus. Die Katze sprang auf den Boden, jagte hin und her, rannte erfolglos an die beiden Türen an, als endlich die Frau zu schreien anfing, wonach ihre Mutter erwachte und ins Zimmer kam. Die Erscheinung war verschwunden. Es handelte sich um eine frühere Besitzerin des Hauses, die sich in diesem Raum aufgehängt hatte. Veröffentlicht wurde das Erlebnis erst 1888 im Journal of the Society for Psychical Research in London.

Camille Flammarion, der große französische Anomalien-Forscher und Astronom, erfuhr die zweite Geschichte. In Lausanne hörte eine Frau es an eine halb geöffnete Tür klopfen, und eine menschliche Form von weißer Farbe erschien und näherte sich ihr. Die weiße Katze am Fuß ihres Bettes fing zu miauen an, zeigte alle Zeichen von Angst, und ihre Haare stellten sich auf. Die Gestalt verschwand, und die Katze war nass vom Schweiß. Erst zwei Wochen später stellte sich heraus, dass am Abend nach dem Erlebnis ein guter Freund, der als Arzt in Indien tätig war, an einer Bauchfellentzündung gestorben war.

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Ernesto Bozzano war ein bekannter italienischer Erforscher des Paranormalen. Er berichtete dem Journal den dritten Fall – von Frau Green, die eine schöne kleine weibliche Perserkatze besaß, die im Dorf jeder kannte. Es gab keine Katze dort, die ihr glich. Nach einem Unfall blieb ihr ein Hinken; sie starb bald und wurde im Garten bestattet. Einige Tage später sah Frau Green beim Frühstück, wie ihre Schwester, die ihr gegenübersaß, die Augen aufriss. Ihre Katze spaziere im Blumenbeet! stieß sie hervor.

So war es. Humpelnd und mit leidendem Ausdruck schleppte sich die kleine Perserin dahin. Die Schwester ging hinaus, Frau Green rief die Katze, die aber nicht reagierte und um eine Ecke bog. Auch eine Freundin und das Zimmermädchen sahen am nächsten Tag die Katze, die so real schien, dass sie ihr Milch hinstellen wollten. Irgendwann exhumierte Frau Green die Reste ihrer Katze, die gefunden wurden, was nur den Schluss zuließ, dass sie tot war und die gesehene Katze ihr Geist.

7a09821rZum Schluss gibt Giulio Caratelli noch als Viertes einen Versuch des Parapsychologen Robert »Bob« Morris wieder, den dieser 1973 unternahm (Besuch von Bob auf manipogo, der fünfte Artikel ever, muss man lesen!). Er bediente sich einer kleinen Katze, die er Spirito taufte, und er bat den 20 Jahre alten Keith »Blue« Harary um Hilfe, einen bekannten Sensitiven, der sich außerhalb seines Körpers begeben konnte. Die Katze sollte sich in einem langen, schmalen Raum bewegen, dessen Boden in 24 durchnummerierte Quadrate aufgeteilt war. Aufgezeichnet wurde, wie oft und wo Spirito miaute; und dann ließ man sie wandern, und Harary projizierte sich in ihre Nähe. Wenn das geschah, miaute sie weniger und bewegte sich auch nicht mehr. Die vielen Einzelversuche ließen den Schluss zu, dass die Katze tatsächlich den Astrakörper oder einen Seelenanteil Hararys in ihrer Nähe gespürt hatte.

Die Illustrationen:
Oben Frau mit Katze, fotografiert von C. M. Bell zwischen 1894 und 1901;
Mitte: Die Katzenshow von Washington, Fotograf: Hubert E. French, zwischen 1927 und 1930;
Unten: Hinterhof in New Orleans mit Katzen, aufgenommen 1926 von Arnold Genthe (18969-1942).
Dank an die Library of Congress, Washington D. C. (Wenn neben dem Bild steht no known restrictions on publication, darf man es verwenden. Super.)

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