Auf zur Bühne der schönen Mädchen

Heute Abend gehen überall in Frankreich Feuerwerke hoch, denn die Nacht geht in den Nationalfeiertag über, den 14. Juli (quatorze juillet), der an die Erstürmung der Bastille 1789 erinnert. Vive la France! Ihr Monument ist die Tour de France, und da die 6. Etappe in Mulhouse begann, bin ich hingeradelt, standesgemäß mit Wilier-Renner und weiß-blauem Zurich-Trikot.

80 Jahre nach der Sache mit der Bastille, also 1869, starteten am Arc de Triomphe 120 Fahrer (unter ihnen Miss America, eine Frau), um das 123 Kilometer entfernte Rouen zu erreichen, und James Moore war nach zehn Stunden als Erster dort. — Vergangenen Donnerstag ging es in der 2019-er Tour zum ersten Mal in die Berge, es wurde ernst. Das Ziel hieß La Planche des Belles Filles, 160 Kilometer entfernt, und Planche kann eine Bühne sein, gemeint aber ist wohl eine Hochfläche mit bis zu 24 Prozent Steigung. Start war um 13:05 Uhr am Sportpalast Mulhouse, und vorher wurden die Stars interviewt.

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Riesen Spektakel. Auf einer breiten Gasse zwischen Gittern fuhren die Fahrer auf und ab und machten sich warm, der Lautsprecher quäkte, die quietschbunten Verkaufsbuden hatten Zulauf, und zu Tausenden standen die Leute hinter den Absperrungen. Dann wurde es eins, die Fahrer rollten geschwind an den Start und warteten. Einer gähnte sogar. Dann fuhr gerade vor mir der Träger des Gelben Trikots vorbei, Julian Alaphilippe, und der des Grünen, der bekannte Peter Sagan. Der dreimalige Straßenweltmeister ist Chef des deutschen Teams Bora hansgrohe, das 20 Jahre nach der Telekom auf Erfolge hofft. Die beiden durften vorn stehen.

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Die andern warteten, man machte ihnen Mut, die Stimme des Sprechers überschlug sich, auf der Anzeigetafel stand groß 59 … 58 … 57 Es wurde heruntergezählt.

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Hinter dem Start standen sicher schon mit laufendem Motor die Autos der Organisation und der Presse sowie die Motorräder der Gendarmerie samt Personal bereit. Oben knatterte der Rotor eines Hubschraubers. Irre Spannung. 25 … 24 … 23.

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Und dann die letzten zehn Sekunden, alle brüllten laut mit: neuf … huit … sept … six … cinq … quatre … trois -…- deux … un … und: GO! Im allgemeinen Tumult hörte man nicht, wie sie alle in die Pedale klickten. Die fuhren ja stramm los! Und waren schon weg.

Als nächstes folgten etwa zehn Materialfahrzeuge, und es wirkte, als flögen die auf den Autodächern befestigten Räder über die Häupter der Menschenmenge dahin. Die Fahrer jagten durch die Stadt und verließen sie in nordwestliche Richtung, zum Markstein ging es.  Und für uns war schön die zurückgebliebene leere Stadt, deren Straßen bis 17 Uhr abgesperrt waren. Viele Polizisten standen an den Blockaden, aber man konnte sie umfahren, und ich meine natürlich: um sie herumfahren. Mulhouse gehörte dem Rad an jenem 11. Juli.

Gewonnen hat die Etappe Dylan Teuns, der umjubelte Franzose im Gelben Trikot musste dieses wegen ein paar Sekunden an einen Italiener abgeben. Nun ist er wieder ein ganz normaler Fahrer, der junge Herr Alaphilippe. Doch er hat mal das gelbe Trikot getragen, das vergisst er für den Rest seines Lebens nicht.

Noch ein paar Restbilder.

Mavic, die berühmten Felgen

Mavic, die berühmten Felgen

Noch plauderten die Motorradfahrer, die Harten der Härtesten

Noch plauderten die Motorradfahrer, die Harten der Härtesten

Impression in Rot

Impression in Rot

Ein Fahrer von Bora hansgrohe

Ein Fahrer von Bora hansgrohe

Interviews vor dem Sportpalast; dort tragen sich die Fahrer ein

Interviews vor dem Sportpalast; dort tragen sich die Fahrer ein

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