Horror und Halloween
In der kommenden Nacht wird Halloween begangen, und der 1. November ist das katholische Fest Allerheiligen. Man gedenkt der Toten, und in vielen Kulturen meint man, die Toten hätten Ausgang und trieben sich auf dem Friedhof herum. Das könnte für Gänsehaut sorgen, aber wir sind ja so abgebrüht, sogar Zombies und Untote können uns nur milde ängstigen. Aber den Horror gibt es, und er ist hier.
Ich erinnere mich an zwei schreckliche Begebnisse aus Italien im Oktober. Nach einer durchtanzten Nacht fuhren vier junge Leute im Auto zurück nach Ferrara, wo drei von ihnen in einem todis-Supermarkt arbeiteten. Der junge Fahrer, bei dem man später 1,30 Promille Alkohol im Blut feststellen würde, kam mit seinem Kleinwagen von der Straße ab und rammte einen Baum. Zwei junge Mädchen und ein junger Mann starben, der Fahrer blieb am Leben und kam, geringfügig verletzt, ins Gefängnis.
Zwei Wochen später ein ähnliches Szenario in der Nähe von Neapel. Disco, die Heimfahrt, ein Wagen rast mit überhöhter Geschwindigkeit an eine Leitplanke und wird regelrecht zerfetzt, die Insassen werden herausgeschleudert und liegen überall. Ein Feuerwehrmann sagte später dem italienischen Fernsehen: In zwanzig Jahren Dienst hätte er nie einen solchen Horror erlebt. Natürlich war auch dieser junge Mann am Steuer mit viel zu hohem Tempo unterwegs. Er kam mit dem Leben davon, seine vier Mitfahrer – ich glaube, zwei Mädchen und zwei Jungs – starben auf der Stelle.
Dann rufen wieder zwei Bürgermeister Tage der Trauer aus, Angehörige äußern sich verzweifelt, überall herrscht Betroffenheit. Aber solche Geschichten liest man in Italien seit Jahrzehnten, und nichts ändert sich. Das ist Fatalismus. Doch der Tod auf der Straße müsste nicht Schicksal sein. Junge Menschen müssen nicht vor ihrer Zeit sterben. Unsere weit entwickelte Technik – kann sie nicht ein Gerät entwickeln, das betrunkenen Fahrern den Motor abwürgt? Ich denke, es gibt Anzeichen für Trunkenheit, die man am Fahrstil merkt. Ein Tempo von über 100 auf kleineren Straßen müsste zudem unterbunden werden; eine App bremst den Motor. Das wären vielleicht Eingriffe in die persönliche Freiheit, die jedoch zu rechtfertigen sind.
Die Angehörigen und Freunde dieser Opfer brauchen kein Halloween mehr. Sie sind gezeichnet. Niemand bringt die Toten zurück, und dass sie weiterleben, ist nur ein schwacher Trost. Hier hätten sie weiterleben sollen! Es waren wunderschöne junge Menschen mit Lust aufs Leben. Aber es wird nichts getan dafür, dass es sich nicht wiederholt.