20 Jahre Para

»Para« haben wir sie immer kurz genannt, die Parapsychologie. Dieser Tage vor 20 Jahren, wenn ich mich recht erinnere, fuhr ich zum ersten Mal »auf den Berg«: zur Eichhalde im Freiburger Edelviertel Herdern. Da lag die Villa von Professor Hans Bender, von ihm und seiner Mitarbeiterin Charlotte Böhringer 1950 eigenhändig erbaut.

Blick von der Villa auf die Stadt Freiburg, 1992 

Ich saß eines Augusttages 1992 unmotiviert auf dem Teppichboden meines Dottinger Mini-Appartments, als ich plötzlich in mir den Namen »Bender« hörte, und ich wusste nicht, woher das kam. Dass er mit dem Übernatürlichen zu tun hatte, wusste ich. Telefonierte also herum, erfuhr, dass dessen »Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene« in Freiburg liege, 25 Kilometer entfernt, und meine damalige Partnerin fuhr mich mit ihrem Sportwagen hinauf. Eberhard Bauer empfing uns in diesem alten verwinkelten Haus mit hunderten Büchern und Folianten im Keller, in dem im ersten Stock Professor Hans Bender geschrieben hatte und Carl Gustav Jung zu Gast gewesen war.

Ich bekam eine Einführung in das Fach, und augenblicklich bildete sich in mir der Gedanke: Das ist es! Das war es auch; hier oben lag Material für eine Passion, von der ich bislang nichts geahnt hatte, und dort unten, in der alten Stadt Freiburg konnte man sich in der Universitätsbibliothek (UB) okkulte Bücher ausleihen und hatte die Auswahl unter 40000 Bänden (heute sind es viel mehr). Ich fuhr also alle zwei Wochen mit Rad und Rucksack hinauf, studierte, holte mir Bücher in der UB und studierte zu Hause weiter, las über Radiästhesie und die Ufos, über Telepathie und Geistige Heilung.

Der Autor neben Benders Bild, 1999 (Foto: Raffaella Deflorin)

Bender, der landesweit bekannte »Spukprofessor«, war damals bereits in der Geistigen Welt, seit 7. Mai 1991. Sechs Wochen später, am 19. Juni, meldete er sich gleich bei zwei bekannten Aufnahmestationen in Rivenich und Luxemburg mit einem identischen Text, einmal per Tonband, einmal per Drucker. Seit etwa sechs Jahren ist Bender im Felix-Circle in Hanau die »Trancekontrolle« von Medium Kai Mügge, durch den er spricht. Außerdem  fungiert er als eine Art Zeremonienmeister, denn jemand muss drüben den Ablauf der Séance leiten. Am 6. Juli war er wieder aktiv, wie auf der englischen Felix-Homepage zu lesen ist. (Eine deutsche Fassung gibt es auch, doch sie ist reduziert.)   

Ich bekam im März 1994 bei denen auf dem Berg einen Job. Der einstige Nachrichtenredakteur und Pop-Korrespondent wurde zum Hilfsbibliothekar ernannt (klingt nach E.T.A. Hoffmann), und ihm gegenüber saß die charmante Micaela Brunner, und so konnte das Projekt „Lernen Sie ALLES über die Parapsychologie“ beginnen. Charlotte Böhringer, die ›Bö‹, war noch da. Sie mochte mich, aber sechs Wochen nach meinem Amtsantritt ist sie gestorben, 77 Jahre alt.

 Im September 1999 ging ich weg, nach Rom, und nach meiner Rückkehr 2004 gab es die Villa nicht mehr. Abgerissen. Den Umzug hinunter in die Wilhelmstraße in der Nähe des Freiburger Hauptbahnhofs hatten wir ja schon vorher bewerkstelligt. Immer seltener trifft man jemanden, der früher die Vorlesungen Hans Benders in Freiburg gehört hat. Sie waren immer überfüllt, und der Referent wurde von unten her beleuchtet, das wirkte fast dämonisch.     

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Mein Orakel, das I-Ging, schimpft mich. Es fand den Artikel von gestern unverständlich und legte mir Nr. 41 hin, Sun / Die Minderung. Ich werde ermahnt: »Man darf selbst kein Bedenken tragen, wenn die äußere Schönheit der Kultur, ja selbst die Ausgestaltung religiöser Beziehungen unter der Einfachheit zu leiden hätte … Vor Gott bedarf es nicht des falschen Scheins. Auch mit geringen Mitteln lässt sich die Gesinnung des Herzens zum Ausdruck bringen.« Das ist deutlich. Zwei Leser sahen es auch so; das Orakel kommt nur als dritte Stimme hinzu. Ich habe schon bereut, werde mir den Rat zu Herzen nehmen und lieber Geschichten erzählen.    

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