Der Weg der Lusitania
Nach dem Buch über die TITANIC ein weiteres gefunden: über das Schicksal der Lusitania. Auch von Robert D. Ballard, der acht Jahre nach dem Ausflug zur Titanic sich das Grab der Lusitania ansah, die im Mai 1915 sank. Ein deutsches U-Boot schoss einen Torpedo ab, 1195 Menschen starben.
Auch ich wusste nur: Die abscheuliche Versenkung der Lusitania durch die Deutschen führte zum Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg. Natürlich war es anders. Die USA traten erst zwei Jahre nach dem Untergang des Luxusdampfers in den Krieg ein, und der Torpedo traf, weil der Kapitän der Lusitania Warnungen in den Wind schlug und jede Vorsicht außer acht ließ; er wollte schnell ankommen.
Robert D. Ballard erzählt, was damals geschah und streift nur seine Tauchgänge zum Wrack, das, wie viele wussten, vor der Südküste Irlands lag. Auch die Lusitania war ein Monsterschiff, 240 Meter lang wie seine Schwester, die Mauretania. Platz war für 2000 Passagiere und 850 Besatzungsmitglieder. Die Schotts schienen so stabil wie nur irgend möglich, und sie konnten elektrisch geschlossen werden. Das half nicht, als der Torpedo explodierte und sich Kohlendämpfe entzündeten, die zerstörerisch wirkten. Nur 18 Minuten blieben, dann war der stolze Liner, den man für unsinkbar gehalten hatte wie die Titanic, unterwegs zum Meeresgrund.
Am 1. Mai 1915 legte der Ozeandampfer von Pier 54 in New York ab. Ziel war Liverpool. Kurz zuvor hatte sich die Katze Dowie, das Maskottchen der Heizer, aus dem Staub gemacht. Ein schlechtes Omen. Die Deutschen hatten eine Inserat veröffentlicht, das jeden warnte, auf einem Passagierschiff den Atlantik zu überqueren. Der prominente Passagier Alfred Vanderbilt, märchenhaft reich, erhielt eine anonyme Warnung, das Schiff solle zerstört werden. Und seit Wochen waren Gerüchte im Umlauf, die Deutschen wollten den Stolz der britischen Handelsflotte, die Lusitania, versenken.
Am 6. Mai warnten Funker das Schiff, es seien U-Boote in ihrem Gebiet. Die Route der Lusitania war ja kein Geheimnis. In den Gewässern um die Britischen Inseln herum waren seit Anfang Mai 23 Schiffe von deutschen U-Booten versenkt worden, was die Admiralität Kapitän William Turner aber nicht mitteilte. Ballard: »Wie es schien, fuhr die Lusitania direkt in ein extrem gefährliches Gebiet hinein.« Und über die spätere Verhandlung vor dem Seegericht: »Turners Aussage bestärkte das Bild des verkrusteten Kapitäns mit feststehenden Ansichten und Gewohnheiten, dem es widerstrebte, sich wegen etwas so Banalem wie einen Weltkrieg zu ändern.« Obendrein war er sicher, einem Torpedo mit Tempo ausweichen zu können.
Die Kapitäne wussten, sie sollten laut den Regeln der britischen Admiralität zur Sicherheit in der Mitte des Seewegs fahren, also 110 Kilometer von der Küste entfernt. Sie sollten hohes Tempo wählen und zudem einen Zickzack-Kurs. All das ignorierte Kapitän Turner. Er ließ an jenem 11. Mai 1915 nur 20 Kilometer von der Küste entfernt fahren, mit mäßigen 18 Knoten und stur geradeaus. Er wollte seine Passagiere nicht beunruhigen.
Da lag aber die U 20 unter Kapitän Schwieger, freute sich über die leichte Beute und feuerte einen Torpedo ab, der voll traf. Es wurde danach hin- und herverurteilt, doch erst zwei Jahre nach dem Untergang der Lusitania gingen die USA auf Seiten der Alliierten in den Krieg.