Zusammen im Licht

Titel und Untertitel des Buches, das uns hier angeht, sagen genau, worum’s geht: Glimpses of Eternity: Sharing a Loved Ones From This Life to the Next. Im Deutschen klingt das viel vorsichtiger, fast vage: Zusammen im Licht. Was Angehörige mit Sterbenden erleben. Deutsche Titel sind oft knallig und platt, doch wenn es nötig wäre (wie in diesem Fall), wird gekniffen und so getan, als ginge es um Hospizarbeit. Wieviel Mühe die Leute sich doch machen, den Tod wegzureden!

Das Buch hat Raymond Moody, dessen Life After Life von 1975 sich sage und schreibe 13 Millionen Mal verkaufte, gemeinsam mit Paul Perry geschrieben. Es erschien 2011. Dieses Material kannte ich nicht und halte es für sensationell und frage mich, warum ich erst jetzt davon erfahre. Wer nicht dauernd neue Entwicklungen in einem Fach (die Parapsychologie) verfolgen kann, hat Pech gehabt; die traditionellen Medien, von denen man dann abhängig ist, verschweigen solche Bücher, so gut es geht. Es wurde uns ja klargemacht, dass es uns nicht nützen wird, die schönsten Beweise vorzulegen: Kann einfach nicht sein, lautet das Verdikt der herrschenden Wissenschaft, die sich da, wo’s ums eigene Fundament geht, nicht scheut, alle ihre Werte zu verraten.

77ffDiese Wissenschaft ist von der Machbarkeit durchdrungen und will nur wissen, wie etwas funktioniert. Die Grundlagen und die Ethik werden von gewissen Kommissionen behandelt. Aber lassen wir das. Zum Thema. Nahtod-Erfahrungen haben sich in den vergangenen 20 Jahren als starkes Material für einen Glauben ans Jenseits konstituiert. Jedoch macht sie ein einzelner Mensch. Wenn ein anderer oder zwei oder drei dieses Erlebnis miterleben könnten, wäre die Beweiskraft unendlich gesteigert. Und das ist bei Zusammen im Licht der Fall. Erzählt werden wahre Geschichten von Menschen, die in einem Sterbezimmer mit ihrem sterbenden Angehörigen fast bis zur »Himmelstür« unterwegs waren, im Licht seinen Lebensrückblick mitverfolgten oder dessen Seele als Dunst oder Lichtkreisel aufstehen sahen.

Raymond Moody hält als Doyen der Nahtod-Forschung ja seit Jahrzehnten Vorträge in den Staaten, und dabei — nach seinem Vortrag oder bei der Signierung eines Buchs — erzählten ihm viele Menschen, was sie erlebten, und dazu kamen Berge von Post. Was ihm erzählt wurde, versammelte er in diesem Buch und nannte das empathische Erlebnisse mit Sterbenden. So: Johnny war 55 und hatte Lungenkrebs. Seine Frau kündigte ihren Job und blieb bei ihm.

sonnenwellenAls er starb, ging er geradewegs durch meinen Körper hindurch. Es fühlte sich an wie ein Stromschlag … Als das geschah, platzte plötzlich unser ganzes gemeinsames Leben vor uns auf und verschluckte augenblicklich das Krankenhauszimmer und alles, was in ihm war. Überall um uns herum war Licht: ein helles, weißes Licht … Alles, was wir je getan hatten, war da in diesem Licht. Und außerdem sah ich Dinge über Johnny. Ich sah ihn Dinge tun, bevor wir verheiratet waren. 

Wie kann das sein? Was ich tue, wird ja nicht gefilmt. Wie könnte jemand anderes das sehen? Vielleicht sind wir in einem unterirdischen Raum (dem kollektiven Unbewussten) alle miteinander verbunden, und wer sich liebt oder verwandt ist, hat Zugang zu diesen Bildern. Jedenfalls sind diese Bilder nicht ausschließlich im Gehirn gespeichert. — Etwas am Sterbebett zu sehen, hängt von der medialen Begabung der Zeugin oder des Zeugen ab. Oft wurden nahe Angehörige (bereits verstorben) gesehen oder Engel. Millie Davis lauschte auf die Atemzüge ihres sterbenden Vaters.

Dann setzte sie sich auf und sah genauer zu ihrem Vater hinüber. Zwei Lichtsäulen standen neben dem Bett. »Sie sahen wie Lichtsäulen aus, aber ich bin sicher, dass es Schutzengel waren«, erzählte Millie. … Der Vater atmete jetzt sehr unregelmäßig, und sie wusste, dass sein Tod kurz bevorstand. Als sie näher an das Bett herantrat, bemerkte sie, dass von seinem Brustkorb ein Dunstschleier aufstieg wie über einem ruhigen Fluss. Das nebelartige Gebilde schwebte ein paar Sekunden über ihm und löste sich dann auf, was Millie überraschte.

Das war wohl seine Seele (bei mir in den Beiträgen Aufstieg der Seele am 25. und am 26. Dezember 2019 thematisiert), und ein Hospizpsychologe erzählte mehr darüber.

6f78b60b-859c-4ab5-a626-60cbf71154dfIch habe mehrfach erlebt, dass das Zimmer eine andere Form annahm. Ich kann das nur so beschreiben, dass Energieschübe durch den Raum pulsieren. … Als würde ich durch ein Fenster nach anderswo blicken, sehe ich manchmal Lichter, und zwei Mal habe ich ganz deutlich eine Art Gebilde wahrgenommen. Bei beiden Gelegenheiten habe ich gesehen, dass die Patienten ihren Körper in Form einer Wolke verlassen haben. Ich habe gesehen, wie sie sich aus ihrem Körper erhoben haben  und auf die Gebilde zugesteuert sind. 

Der zweite Teil des Buchs gehört der Diskussion, und da geht es theoretisch ein wenig durcheinander, und schade, dass die Autoren das Buch At the Hour of Death von Erlendur Haraldssson und Karlis Osis ignorieren, das um 1960 erschien. Moody und Perry stützen sich auf Arbeiten der S. P. R. aus London und eine bekannte Studie von William Barrett, die schon 1924 herauskam. Das Buch von Haraldsson und Osis war eine Art Vorläufer zu dem einflussreichen Buch von Kübler-Ross von 1969, das wiederum 1975 von Moodys Buch veredelt wurde.

 

Bilder: Oben ein Foto von Karl Heinz Renner; dann der Sonnenuntergang bei Opfikon, Kanton Zürich; schließlich das Schiff »Panta Rhei« auf dem Zürisee, in der letzten Nacht des Jahres 2019.

 

 

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