Gemma, Milagros und Carolina

In den Schweizerischen Migros-Supermärkten sitzen oft Frauen aus vielen Ländern an der Kasse, und sie tragen Namensschilder, und manchmal fällt mein Blick darauf. Gemma Goethe vom Migros in Opfikon kennt mich schon, seit ich mich bewundernd über ihren Namen äußerte. Sie sagte, sie habe einmal einen Mann aus Graubünden geheiratet; hatte Goethe auf seiner Schweizer Reise 1775 eine schöne Begegnung, von der wir nichts wissen? Sie selber, Gemma, stammt von den Philippinen.

Vor Weihnachten rechnete Milagros Kaufmann meine gekauften Waren ab. Milagro heißt auf Spanisch Wunder, und das passt klanglich gut zum Migros, keine Frage. Es sind einfach schöne Namen, wie auch Carolina Cortéz, an deren Kasse im Flughafen-Migros ich kurz vor Neujahr stand. Sie ist vielleicht eine Nachfahrin des Eroberers Hernán Cortés (1485−1547), der 1521 das Aztekenreich mit seiner Hauptstadt Tenochtintlán eroberte. Ich finde ja, die schönen exotischen Frauen aus vielen Ländern und Erdteilen sind das Schönste an der Schweiz.  

Der Autor mit exotischer Frau. Offenbauch 2009, Foto: Gabriele Juvan

Einige Jahre habe ich das Programmheft der Volkshochschule Erlangen korrigiert und mich am Namen mancher Referentin erfreut, und natürlich waren es Damen mit fremdländischen Namen. Da gab es die China-Lehrerin Miaomiao Gao (im aktuellen Programm finde ich sie aber nicht) und die Türkisch-Lehrerin Yüksel Yüce. Das ist echte Poesie.  

Karneval in Andalusien, Februar 2008

Hübsch war auch eine Begegnung in Freiburg (könnte sein, dass ich darüber schon auf futura9 geschrieben habe?). Eine Verkäuferin bei Müller trug den Namen Frau Herbstritt, und ich schwärmte, wie man beim Lesen dieses Namens die Pferde sehen könne, die aus dem Wald heraustraben im Herbstglanz, und sie erwiderte schlagfertig, Herr Herbstritt sei schon bald davongeritten, aber den Namen habe er ihr zurückgelassen.  

Überhaupt machen diese Kurzgespräche oder Kurzflirts mit Frauen an Kassen Spaß, denn Frauen  spielen da mit. In Laufenburg in der Schweiz bei einer Tankstelle, die ich oft aufsuche, hatte die junge Bedienerin eine Zeitung aufgeschlagen. »Suchen Sie ein Haus?« − »Nein, ist mir zu groß, da bräuchte ich noch eine Putzfrau … aber eigentlich suche ich ja einen Putzmann.« Sie solle doch einen Zettel aufhängen, vielleicht melde sich jemand; jetzt denke ich mir, ich hätte so weitermachen können: Er müsste aber das Haus mitbringen.« Doch ein Kunde störte uns.    

Und dann fiel mir noch eine schönes Szene aus meinem Lieblingsfilm ein, Fearless von Peter Weir (1993). Der Architekt Max Klein (Jeff Bridges) hat einen Flugzeugabsturz überlebt und fühlt sich unbesiegbar. Er besucht eine alte Freundin, sie gehen in ein Restaurant, und eine junge Kellnerin nähert sich. Die Kamera zeigt sie, schwenkt dann zu Bridges’ hellen Augen, zeigt in Großaufnahme das Namensschild der Frau, auf dem Faith steht, das man hier vielleicht am besten mit Vertrauen übersetzt. Glaube geht auch.     

Glaub es, Max! Du bist unbesiegbar. Er war immer Allergiker, und eine Erdbeere könnte ihm das Leben kosten. Aber Max, tollkühn, bestellt eine Schale Erdbeeren, worauf seine Freundin sagt: »Warst du nicht immer allergisch auf Erdbeeren?« Max schlingt die Schale hinunter und strahlt sie an: »Da siehst du es: nichts!« Später dann, nach vielen Wendungen, kurz vor Schluss, schlingt Max wieder eine Erdbeere hinunter, aber stirbt fast daran. Doch er bleibt ein Sieger und strahlt: »Ich lebe!!!« Wir leben!

 

 

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.