Wer warnt, gewinnt

Nun werden wir bald horrende Bilder auf den Zigarettenpäckchen sehen, damit die Raucher abgeschreckt werden. Ich weiß nicht, wie sie das mit Pfeifentabak handhaben, ich kaufe ja meine Mischungen immer in der Schweiz, da werden sie in neutrale Plastik-»Säckli« abgefüllt. Die Schweiz gehört ja nicht zur regelungswütigen EU. Aber: die Polizeipräsenz. Kürzlich standen zwei Beamte vor einem Kreisel und winkten die Auitofahrer heraus, die bei der Ausfahrt nicht geblinkt hatten. Kostet 40 Franken, so viel wie die Autobahnvignette für ein ganzes Jahr.

Es stimmt, dass Zigarettenrauchen lebensgefährlich ist. Doch es stimmt auch, dass sich Funktionäre gern auf eine Personengruppe einschießen. Da können sie nichts falsch machen, und alle sind einverstanden. Man könnte sarkastisch auch sagen: Lasst sie doch; die Raucher wissen, was sie tun, und so müssen die Staaten schon weniger Renten zahlen, was die Verschuldung senkt. Warum nicht auch Doping im Radsport freigeben und alles geistige Gut freigeben, allerdings gegen ein gutes Gehalt für die Geistesarbeiter, das die Autofirmen leicht zahlen könnten.  

Ein Schaufenster der Firma Eckert, Müllheim

 

Gegen Raucher anzugehen, findet Beifall von allen Seiten. Die Leute in ihren Bürotürmen in Brüssel und Straßburg wollen ja etwas bewegen. Aber sie sollen einmal versuchen, kleine Aufkleber am Armaturenbrett jedes Autos durchzusetzen, auf denen stünde: »Fahr langsam, du bewegst eine tonnenschwere Waffe, die Menschen töten kann.« Minuten später werden die Autokonzerne protestieren, dass die Aufkleber den Konsum dämpften und Europa schadeten.  

Die Raucher wissen, was sie tun und töten nur sich; aber die Verkehrsopfer sind oft völlig schuldlose Leute, die beim Frühstück noch nicht wissen, dass sie das Abendessen nicht mehr erleben werden, weil von einem jungen Raser oder einem alten Halbblinden zerquetscht. Natürlich müsste man auf jeder echten Waffe einen Aufkleber anbringen: »Dieses Objekt tötet Menschen.« Das versteht sich zwar von selbst, aber vielleicht überkommt einen Killer in letzter Sekunde Angst, wenn sein Blick auf die Worte fällt. Doch es wird nicht geschehen, denn Deutschland, England und Russland sind Waffenexporteure.  

Eckert II

Man könnte Millionen EU-Warnungen anbringen. Man bräuchte einen Aufkleber an der Rolltreppe: »Nimm besser die Treppe! Treppensteigen ist gesund!« An der Treppe hingegen müsste der Aufkleber prangen: »Steig nicht zu schnell! Dein Herz dankt es dir.« Auf einem Marzipanriegel müsste ein Aufkleber prangen: »Dieses Lebensmittel deckt die Hälfte deines Tagesbedarfs an Kalorien.« Und auf der Tageszeitung: »Achtung! Dieses Produkt enthält viele schlechte Nachrichten und kann Depressionen auslösen.« Denn die Losung heute lautet: Wer warnt, gewinnt. 

Ein Kommentar zu “Wer warnt, gewinnt”

  1. Rolf Hannes

    Lieber Manfred, hab ich auch mal gedacht: Laßt die Raucher doch in Ruhe, sie bringen sich nur selbst um und schonen die Kranken- und Rentenkassen. Es ist nicht so, mußte ich erfahren. Alles in allem belasten sie das Gesundheitssystem um Milliarden. Und in Raucherecken bist du als Passivraucher gleichfalls gefährdet. Der Staat zahlt also drauf, er nimmt weniger an Tabaksteuer ein, als ihn die Folgen des Rauchens kosten.

    Wär auch sehr seltsam, wenn es umgekehrt wäre. Dann fände sich nämlich keine staatlich unterstützte Lobby gegen das Rauchen. Geschäftsinteressen regeln alles in der Welt. Da bist selbst Du, der alles immer zum besten denkt, schon hintergestiegen.

    Was Dich angeht, so bist Du ein gemütlicher Pfeifenschmaucher. Du belästigst niemanden damit, und sooft wir beisammensitzen, hast Du Dir noch nie ein Pfeifchen gestopft. Ich würde behaupten, Du bist kein Süchtling, Du zelebrierst Dir Dein Pfeifchen zuhause nehme ich an. Und da kann niemand was dagegen sagen. Deine Sucht liegt eher im Radfahren, winters wie sommers durch Wind und Wetter. Das hält Dich gesund und frett wi e Chatz. Kann mir nicht vorstellen, mit welcher Krankheit Du je zum Arzt gehst.

    Tschüßchen, Alter, und halt Dich weiter so fit.
    Rolf