Flugverkehr (113): Mein Gott, es ist Bob Loft!
Ich wollte hier unbedingt einen Flugverkehr haben, blätterte müßig in ein paar Büchern herum — und hatte ihn! Es ging um einen Fall und ein Buch, das ich längst vergessen hatte, das mich aber bei der ersten Lektüre ungeheuer beeindruckt hat. Lyall Watson erwähnt die Geschichte auch in seinem Buch Das geheime Leben der Dinge. Es geht um die Lockheed L-1011 TriStar.
Großraumflugzeuge waren Mitte der 1960-er Jahre gefragt, und Boeing war mit seiner 747 ausgelastet. Also ging Lockheed ins Rennen, ließ eine Fabrik in die Wüste bauen und ab 1968 die L-1011 TriStar herstellen. 1972 lief die Produktion an. 144 Bestellungen lagen vor. Die TriStar konnte 400 Passagiere aufnehmen und besaß drei Triebwerke. Lyall Watson erwähnt die Maschine unter dem Leitmotiv »Jinx«: wie verhext. Es lief einfach nicht mit der TriStar, was natürlich an unglücklichen planerischen Entscheidungen lag und der Konkurrenz, etwa der DC-10. 250 Maschinen wurden gebaut, und 2010 wurde die letzte außer Dienst gestellt.
Schon am 29. Dezember 1972 stürzte eine erst vier Monate alte L-1011-1 TriStar beim Landeanflug auf Miami in den Everglades ab. Der Flug 401 der Eastern Airlines war in New York gestartet. Die Piloten hatten den Autopiloten nicht richtig eingeschaltet, und zusätzlich ging die Leuchte für das Bugfahrwerk nicht; die Crew war abgelenkt. Von den 176 Passagieren starben 101, und auch die Piloten verloren ihr Leben. Der Kapitän hieß Bob Loft, sein Flugingenieur Don Repo. Es war der erste Absturz eines Großraumflugzeugs, Wikipedia hat die Geschichte genau. Unter Sonstiges werden sogar gewisse Geistererscheinungen erwähnt, und um die geht es mir.
Dazu gibt es das Buch The Ghost of Flight 401 von John G. Fuller, 1976 veröffentlicht. Daraus ein paar Auszüge. Ein Flug von New York nach Miami.
Das Flugzeug stand noch an der Rampe. Die Frau saß neben einem Offizier der Eastern Airlines in der Uniform eines Flugingenieurs. Etwas an dem Mann irritierte die Frau. Er sah krank und blass aus, und wenn sie etwas zu ihm sagte, gab er keine Antwort. Sie fragte ihn, ob alles in Ordnung wäre und ob sie die Stewardess holen sollte, um ihm zu helfen? Immer noch keine Reaktion. Die Frau wurde besorgt und rief die Stewardess, die auch fand, dass der Offizier krank zu sein schien. Einige andre Passagiere bemerkten ihn auch. Dann verschwand er einfach, vor aller Augen.
In der Business Class des Flugs #318 nach Miami zählte Sis Patterson, die leitende Stewardess, routinemäßig die Anwesenden und fand, dass jemand überzählig war. Ein Kapitän der Eastern in Uniform nahm einen Platz ein. … Sie näherte sich mit ihrer Liste dem Mann. »Entschuldigen Sie, Herr Kapitän«, sagte sie, »fliegen Sie hier außer der Reihe mit? Ich hab Sie nicht auf meiner Liste.« Der Kapitän antwortete nicht. Er starrte nur vor sich hin. Bald kam der Kapitän des Flugs zu seinem Sitz, weil er endlich starten wollte, und die Stewardess und der Supervisor waren neben ihm. Der Flugkapitän beugte sich vor, um seinen Kollegen anzusprechen. Dann erstarrte er. »Mein Gott, es ist Bob Loft!« stieß er hervor. Es war totenstill in der Kabine. Dann geschah etwas, was sich niemand erklären konnte. Die Kapitän in seinem Erster-Klasse-Sitz war nicht mehr da. Vor einem Augenblick war er noch dagewesen — und im nächsten war er es nicht mehr.
Fuller recherchierte die Geschichte genau und konnte auf die Hilfe einer Stewardess zählen, mit der ihn bald eine Liebesaffäre verband. Die Sichtungen von Loft und Repo gingen noch zwei Jahre weiter, bis Lockheed die überraschende Entscheidung traf, alle Teile der abgestürzten Maschine, die in andere Flugzeuge eingebaut worden waren, wieder zu entfernen. Dann herrschte Ruhe. Irgendwie waren die Teile imprägniert vom unglücklichen Geschehen, und der Geist der Verunglückten hing daran, weil sie emotional extrem beteiligt waren.
Illustrationen:
Bild einer TriStar, verfremdet
Captain C. R. Douglas, 1942 fotografiert von Alfred T. Palmer; verfremdet.
Dank an Library of Congress, Wash. D. C.